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Exekutivdirektor Bankenaufsicht, Raimund Röseler © BaFin/Matthias Sandmann

Erscheinung:07.10.2024 | Thema Versicherungen Pressekonferenz der BaFin und der Deutschen Bundesbank zum LSI-Stresstest

Rede von Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht, bei der Pressekonferenz zum LSI-Stresstest

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich willkommen zur Pressekonferenz zum LSI-Stresstest 2024!

Ich freue mich sehr über Ihr Interesse an dem inzwischen sechsten Stresstest für kleine und mittelgroße Institute. Wir haben ihn – wie immer – gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank durchgeführt. Ich denke, dass diese aufsichtliche Übung eines der vielen Beispiele für die gute Zusammenarbeit unserer Häuser ist.

An meiner Seite begrüße ich herzlich Michael Theurer. Er ist seit September 2024 bei der Deutschen Bundesbank Vorstandsmitglied. In dieser Funktion ist er für Banken und Finanzaufsicht sowie Finanzstabilität zuständig. Herzlich willkommen, Herr Theurer!

Die Ergebnisse des LSI-Stresstests erläutern Herr Theurer und ich gleich noch im Detail. So viel vorweg: Die Ausgangslage der Banken ist besser geworden. Die meisten Institute sind gut kapitalisiert und können die sehr anspruchsvollen Herausforderungen des diesjährigen Stresstests meistern. Dies liegt natürlich auch an dem sehr guten Jahr 2023, in dem die allermeisten LSIs – bedingt durch die Zinsentwicklung – hervorragende Ergebnisse erzielt haben.

Uns ist bewusst, dass der Stresstest bei den Unternehmen viele Ressourcen in Anspruch nimmt. Aber die Übung ist für die Aufsicht ein valides Instrument – und eines unserer wichtigsten. Übrigens geht es uns, Bundesbank und BaFin, genauso: Der Stresstest macht viel Arbeit. Auch deshalb werden wir dieses Instrument fortlaufend weiterentwickeln. Wir werden auch vor der nächsten Übung prüfen, ob und wie man den Aufwand beim Stresstest verringern kann, ohne dass die Ergebnisse an Aussagekraft verlieren. Hierzu sind wir auch im ständigen Dialog mit der Industrie.

Folie 3: Hintergrund zum LSI-Stresstest

Der LSI-Stresstest besteht aus zwei Bausteinen: einer Umfrage und dem eigentlichen Stresstest.

Im Umfrageteil betrachten wir zunächst die Plan- und Prognosedaten der Kreditinstitute. Außerdem analysieren wir die Auswirkungen von fünf Zinsszenarien für den Zeitraum von 2024 bis 2028. Wir haben darüber hinaus von 1.200 Instituten wesentliche Informationen und Kennzahlen zu Ertragslage, Widerstandsfähigkeit und weiteren Fokusthemen wie Klima- und IT-Risiken erhalten. Diese Informationen sind für die Aufsicht sehr wertvoll: Sie helfen uns zu überblicken, wie krisenfest die Banken sind. Und sie helfen uns dabei, das Management dieser Risiken eng zu begleiten. Auf die Umfrage wird Herr Theurer von der Deutschen Bundesbank gleich eingehen.

Der zweite Teil ist dann der eigentliche Stresstest. Dieser simuliert extreme Marktverwerfungen. Grundlage dafür ist ein Basis- und – viel spannender – ein Jahrhundert-Krisenszenario. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Szenarien vorgegeben, damit die nationalen LSI-Stresstests europaweit vergleichbar sind. Die Banken und Sparkassen simulieren die Szenarien weitgehend selbstständig.

Doch jetzt erst einmal zur Umfrage. Herr Theurer, Sie haben das Wort.

[Redebeitrag Herr Theurer]

Folie 12: Stresstest: Adverses Szenario simuliert Jahrhundertkrise

Kommen wir nun zum eigentlichen Stresstest. Was das adverse Szenario anbelangt, das dem Stresstest zugrunde liegt: Da war die EZB nicht gerade zimperlich. Es unterstellt für Deutschland einen gravierenden wirtschaftlichen Abschwung – quasi eine „Jahrhundertkrise“. Das adverse Szenario ist also noch deutlich schwerer als im LSI-Stresstest 2022. Und auch der war schon nicht ohne.

Simuliert wurden diesmal zum Beispiel ein noch stärkerer Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das Szenario geht außerdem aus von stärkeren Einbrüchen an den Immobilienmärkten und größeren Verwerfungen an den Aktien- und Anleihenmärkten. Außerdem geht das adverse Szenario von einer höheren Inflationsrate aus: und zwar kumuliert von 13,6 Prozent über den dreijährigen Zeitraum hinweg. Bei der letzten Übung 2022 waren es noch 6,6 Prozent. Das Szenario stellt als Ganzes ein wirklich schwerwiegendes Krisenszenario dar. Es ermöglicht uns also, besonders schwache Institute zu identifizieren. Und genau das tun wir auch.

Folie 13: Vorgehen und Ergebnisse

Wie sind wir beim diesjährigen Stresstest für die so genannten LSIs , vorgegangen? Im Stresstest simulieren die Banken die gesamte Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) über einen dreijährigen Horizont. Das entspricht der Methodik des Stresstests aus dem Jahr 2022.

Auch bei dieser aktuellen Übung haben wir alle wesentlichen Risiken unter den vorgegebenen Annahmen betrachtet. Wie gesagt: Der Simulation liegen verschiedene Szenarien zugrunde, die wir von der EZB übernommen haben.

Die Aufsicht – also Deutsche Bundesbank und BaFin – haben die eingereichten Unterlagen in den vergangenen Monaten sehr intensiv geprüft. Für jede Risikokategorie unterstellt das adverse Szenario bestimmte Entwicklungen. Auf einige davon bin ich ja eben schon eingegangen.

Beim Zinsergebnis mussten die Institute die Folgen von positiven Zinsschocks simulieren. Sie führen dazu, dass auslaufendes Geschäft zu den dann geltenden Konditionen neu angelegt werden muss – mit erheblichen Auswirkungen zum Beispiel auf die Zinsmarge. Das Szenario eines Zinsschocks scheint momentan zwar ziemlich weit weg. Aber wir alle wissen, dass sich die Welt schnell dreht. Das haben wir beim letzten LSI-Stresstest gesehen. Und die aktuellen globalen Krisenherde zeigen uns sehr deutlich, dass wir uns nicht in Sicherheit wiegen können.

Im Marktrisiko werden unter anderem starke Aktienmarktverluste sowie Credit-Spread- und Zinsanstiege bei Anleihen simuliert. Wir haben dabei aber auch berücksichtigt, inwiefern die Institute sich gegen Zinsänderungsrisiken abgesichert haben – beispielsweise durch Hedging mittels Termingeschäften.

Das Adressrisiko beschreibt, wie sich makroökonomische Entwicklungen auf Ausfallwahrscheinlichkeit und –höhe von Krediten auswirken. Wie gesagt: Das Szenario geht unter anderem von einem starken Einbruch des BIP, höherer Inflation und einem starken Anstieg der Arbeitslosenquote aus.
Zusätzlich zu den wesentlichen Risiken haben wir auch die sonstigen GuV-Positionen betrachtet. Auf einige davon, etwa das Provisionsergebnis, wirkt sich das adverse Szenario ebenfalls aus. Andere GuV-Positionen werden im Stresstest auf Grundlage historischer Werte fortgeschrieben.

So viel zur Methodik. Wie Sie wissen, haben wir in diesem Jahr auch wieder die 13 deutschen Bausparkassen getestet. Die Ergebnisse weisen eine sehr breite Streuung auf. Erkenntnisse für den Bausparkassensektor als Ganzes lassen sich daraus nicht ableiten. Auch eine Darstellung von Durchschnittswerten wäre an dieser Stelle unseres Erachtens nicht zielführend. Wir schauen uns die Ergebnisse aber sehr genau an und gehen mit den Instituten individuell ins Gespräch.

Und nun zu den genauen Ergebnissen. Ich hatte es vorhin ja schon angedeutet: Es sah schon einmal schlechter aus bei den deutschen LSIs. Unsere Übung hat gezeigt, dass die deutschen Institute auch unter Stress widerstandsfähig und insgesamt gut kapitalisiert sind. Über alle Banken hinweg ergäbe sich zwar ein Rückgang der harten Kernkapitalquote um 3,7 Prozentpunkte. Die Ausstattung mit hartem Kernkapital nach Stress befände sich mit 14,5 Prozent aber immer noch auf einem hohen Niveau.

Im Vergleich zum Stresstest vor zwei Jahren macht sich ein höherer Stresseffekt bemerkbar. Doch wie gesagt: Die Schockvorgaben im adversen Szenario waren dieses Jahr deutlich härter. Positiv aus unserer Sicht: Die Institute profitierten dieses Jahr von einer grundsätzlich besseren Ausgangslage, weil sie sich zum Beispiel besser auf weitere Zinsschocks vorbereitet haben.

Die Ergebnisse des Stresstests fließen als wesentliche Komponente in die Eigenmittelanforderungen der Institute ein. Anhand des Stresseffekts können wir Aufseher die Eigenmittelempfehlungen für die Institute bestimmen. Sie tragen zur angemessenen Kapitalisierung des deutschen Bankenmarktes bei. Die Institute erhalten voraussichtlich Ende des Jahres Post von uns zu diesem Thema.

Folie 14: Stresseffekt schlägt sich vor allem im Marktrisiko nieder(obere Grafik)

Lassen Sie uns nun einen Blick auf den Stresseffekt in den einzelnen Risikokategorien werfen. In den beiden Grafiken ist das Delta der jeweiligen Risikokategorien über den Dreijahreszeitraum abgetragen. Die beiden blauen Balken zeigen das Common Equity Tier 1 (CET1), also das harte Kernkapital im Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiva. Die niedrigste Kernkapitalquote im schlechtesten Jahr des Stresstests beträgt im Aggregat 14,5 Prozent – im Vergleich zu 18,2 Prozent im Jahr 2023. Der Stresseffekt führt also, wie erwähnt, zu einem Kapitalverzehr von 3,7 Prozentpunkten – zumindest, wenn man sich das jeweilige „worst year“ der Institute anschaut.

Für die meisten Banken und Sparkassen war im Stresstest insgesamt das erste Jahr der drei simulierten Stressjahre das „worst year“, also 2024. Der Grund hierfür: Das Marktrisiko schlägt vor allem im ersten Jahr des Stresszeitraums unmittelbar auf die GuV durch.

Wir haben übrigens auch durchgerechnet, wie das Ergebnis ausgesehen hätte, wenn die unterstellte Zinsentwicklung der tatsächlichen Zinsentwicklung in 2024 entsprochen hätte. Dann wäre der Kapitalverzehr etwa einen Prozentpunkt niedriger gewesen. Wenn man sich aber, so wie beim Stresstest 2022, die Drei-Jahres-Prognose und damit die Kapitalquote am Ende des Zeitraums anschaut, fällt der Stresseffekt schon wieder schwächer aus. Dann liegt die harte Kernkapitalquote im Aggregat bei 15,3 Prozent. Das sehen Sie hier auf der Folie an dem kleinen gestrichelten Teil des rechten Balkens. Über den gesamten Stresszeitraum liegt der Kapitalverzehr also bei 2,9 Prozentpunkten. Die Kapitalbasis der Institute nach Stress liegt in diesem Stresstest auf dem gleichen Niveau wie in der Übung vor zwei Jahren.

Der Stresseffekt wird insbesondere durch das Adress- und Marktrisiko verursacht – hier hellblau und orange dargestellt. Das Geschäftsmodell kleiner und mittelgroßer Banken in Deutschland ist nach wie vor stark auf das Kreditgeschäft fokussiert. In diesem Stresstest liegt der Effekt des Marktrisikos mit 4,0 Prozentpunkten aber höher als der des Adressrisikos (3,3 Prozentpunkte). Ursache hierfür dürfte der angenommene Zinsschock sein, der eine starke Abwertung der Anleihen zur Folge hat. Das Zinsergebnis generiert auch im Stressszenario die höchsten Erträge.

(untere Grafik)
Abgesehen vom Zinsergebnis: Die untere Grafik zeigt, wie sich die sonstigen GuV-Positionen unter Stress entwickeln. Die sonstigen GuV-Positionen generieren zusätzlich einen negativen Effekt von -3,8 Prozentpunkten. Dieser Effekt resultiert größtenteils aus der Fortschreibung von Personal- und anderen Verwaltungsaufwendungen.

Meine Damen und Herren, ich hatte vorhin gesagt, dass die deutschen Institute insgesamt widerstandsfähig und gut kapitalisiert seien. Das heißt: Es sind nicht alle Institute gut kapitalisiert. Die besonders schwach kapitalisierten Institute schauen wir uns sehr genau an. Es gibt natürlich Institute, die im adversen Szenario unterhalb der Kapitalanforderungen liegen. Wenn wir die aufsichtlichen Kapitalanforderungen zugrunde legen, sprechen wir über eine mittlere zweistellige Zahl von Instituten, die bei einem deutlichen wirtschaftlichen Abschwung zu kämpfen haben werden.

Insgesamt liegt bei dem diesjährigen Stresstest die Zahl der Institute, die die Kapitalgrenzen gerissen haben, etwa doppelt so hoch wie 2022.. Nach wie vor kein Grund zur Panik, aber ein Grund, diese Institute noch genauer im Auge zu behalten. Wenn nötig werden wir mit aufsichtlichen Maßnahmen frühzeitig gegensteuern.

Folie 15: Forderungsklassen Unternehmen und Mengengeschäft treiben Stresseffekt im Adressrisiko

Welche Auswirkungen hat der Stress auf das Kreditgeschäft der Institute? In welchem Bereich wären die meisten Ausfälle zu erwarten? Dazu gibt diese Folie Auskunft.

(obere Grafik)
Der Kapitaleffekt von 3,3 Prozentpunkten über den Dreijahres-Horizont im Adressrisiko resultiert maßgeblich aus Krediten an Unternehmen, Forderungen aus dem Mengengeschäft und unbesicherten ausgefallenen Forderungen. Zusammen machen diese Positionen fast drei Viertel des Kapitaleffekts im Adressrisiko aus. Dem gegenüber sind Forderungen an Institute und Staaten als Treiber des Stresseffekts zu vernachlässigen.

(untere Grafik)
In der unteren Grafik sind die Wertberichtigungsquote über den dreijährigen Stresshorizont und der Anteil der Forderungsklassen am Risikovolumen abgebildet, jeweils zum Stichtag 31. Dezember 2023.

Die Forderungsklassen „Unternehmen“ und „Mengengeschäft“ weisen auch einen relativ hohen Anteil am Risikovolumen auf (24,4 Prozent bzw. 18,2 Prozent – die Werte in gelber Schrift). Die ausgefallenen Forderungen tragen überproportional zum Stresseffekt bei. Hier liegt der Anteil – nimmt man besicherte und unbesicherte Forderungen zusammen – nur bei 1,1 Prozent am Risikovolumen. Mit Wohnimmobilien besicherte Forderungen weisen einen geringen Kapitalverzehr und eine geringe Wertberichtigungsquote auf.
Und das, obwohl ihr Anteil am Risikovolumen mit 22,7 Prozent recht hoch ist. Das bestätigt unsere Einschätzung, dass die traditionelle private Immobilienfinanzierung in Deutschland keinen besonderen Risikoherd darstellt. Bei den Gewerbeimmobilien sieht das ein Stück weit anders aus.

Folie 16: Derivate mildern harte Effekte im Marktrisiko-Stresstest ab

Wie wirkt sich der Stresseffekt aufs Marktrisiko aus? Ich hatte es schon angesprochen: Die Stresswirkung ist mit -4,0 Prozentpunkten im Marktrisiko am größten und deutlich höher als im Stresstest 2022 (-2,3 Prozentpunkte). Ein Großteil des Marktrisikovolumens (ca. 74 Prozent) entfällt auf zinstragende Positionen mit fast ausschließlich guten Ratings. Dazu gehören vor allem Staats- und Unternehmensanleihen, die direkt oder über Fonds gehalten werden. Die zinstragenden Positionen sorgen allerdings nur für knapp 62 Prozent des gesamten Marktwertverlustes – und damit auch nur 62 Prozent des Kapitalverzehrs im Marktrisiko. Das zeigt der CET1-Quotenverzehr in der unteren Grafik.

Berücksichtigt man allerdings die Absicherungsgeschäfte, also die Derivate, machen die zinstragenden Positionen noch 51 Prozent des Kapitalverzehrs aus. Die nicht zinstragenden Positionen, insbesondere Aktien und Immobilienpositionen und Beteiligungen, tragen überproportional zum Stresseffekt im adversen Szenario bei. Immerhin haben sie nur einen Anteil von 25 Prozent am Portfolio, machen aber einen Marktwertverlust von ca. 50 Prozent aus.

Im Vergleich zum LSI-Stresstest 2022 haben die zinstragenden Positionen einen höheren CET1-Effekt, also einen größeren Kapitalverzehr. Grund hierfür sind die höheren Zins- und Credit-Spread-Schocks im Szenario. Besonders deutlich wird dies bei Anleihen – aufgrund des bereits erwähnten heftigen Marktpreisschocks. Zudem gibt es für Anleihen nach der Zinswende weniger Kursreserven als noch vor zwei Jahren, die im Stresstest fiktiv „aufgelöst“ werden dürfen, um den Schock zu kompensieren.

Positiv hervorzuheben ist in diesem Jahr, dass die Institute durch den Einsatz von Derivaten ihren Stresseffekt deutlich reduzieren können – der blaue Balken ganz rechts. Das heißt: In Summe haben die Institute für ihre Geschäftspolitik Konsequenzen aus den vergangenen Jahren gezogen – ein Zeichen von verantwortungsvoller Risikovorsorge und Governance.

Folie 17: Zinsertrag wirkt auch im Stresstest kompensierend

Ich hatte es eben schon angesprochen: Der Zinsertrag bleibt unter Stress die wichtigste Einnahmequelle der Institute – erst recht seit der Zinswende. Insgesamt trägt das Nettozinsergebnis über die drei Jahre des Stresshorizonts mit 823 Basispunkten zur CET1-Quote bei – der orange Balken ganz rechts. Das Ergebnis liegt über dem des vorherigen Stresstests (573 Basispunkte). Hätten wir in diesem Jahr keine aufsichtliche Obergrenze, würde es im Vergleich zum Ausgangsjahr leicht ansteigen. Den wesentlichen Anteil des Zinsergebnisses erwirtschaften die Kreditinstitute im Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden mit insgesamt 1.162 Basispunkten (inkl. privaten Wohnimmobilienfinanzierungen). Das Geschäft mit anderen Instituten und mit Schuldverschreibungen macht zusammen mit 533 Basispunkten einen kleineren Teil aus, und auch Derivate tragen mit 152 Basispunkten zum Zinsergebnis bei, wie die blauen Balken zeigen. Refinanziert werden diese Geschäfte schwerpunktmäßig über Privateinlagen.

Was wir in den vergangenen Monaten im wirklichen Leben gesehen haben, setzt sich also unter simuliertem Stress fort: Die Institute profitieren vom höheren Zinsniveau. Dieser Effekt wird allerdings mit zunehmendem Einlagenwettbewerb kleiner.

Meine Damen und Herren, der LSI-Stresstest 2024 zeigt: Die meisten Banken und Sparkassen sind gut kapitalisiert. Sie haben die vergangenen Krisenjahre als Lehrjahre genutzt, um sich besser gegen Herausforderungen zu wappnen. Das gilt insbesondere für den Umgang mit Zinsänderungsrisiken. Stand heute könnten die deutschen LSIs im Schnitt auch die sehr anspruchsvollen Herausforderungen einer „Jahrhundertkrise“ meistern. Außerdem konnten die Institute ihre Rentabilität erhöhen.

Also alles gut? So einfach ist es natürlich nicht – erst recht nicht, wenn Sie mit der Aufsicht sprechen.

Denn erstens bedeutet „im Schnitt“ auch: Nicht alle Institute sind solide kapitalisiert, nicht alle sind gut aufgestellt. Der Stresstest zeigt die Verwundbarkeiten jedes einzelnen Instituts. Die im Stresstest aufgedeckten Risiken nutzen wir für die aufsichtliche Eigenmittelempfehlung an die Institute. Wenn ein Institut diese Empfehlung unterschreitet, ist das ein wichtiges Frühwarnsignal für die Aufsicht. In unserem Stresstest haben wir Ausreißer identifiziert, die wir uns jetzt noch genauer anschauen werden. Wir werden das natürlich mit den betroffenen Instituten besprechen. Besonders anfällige Institute nehmen wir frühzeitig in die noch intensivere Aufsicht.

Zweitens sollten die Institute ihre Kapitalausstattung weiter stärken und ihre solide Ausgangslage nicht ohne Not aufgeben. Die wirtschaftliche Situation ist nach wie vor unsicher. Auch Themen wie der Fachkräftemangel, der steigende Wettbewerbsdruck und IT-Risiken belasten die Institute. Diese Risiken müssen die Institute im Blick behalten – und verantwortungsvoll damit umgehen. Wir werden das genau beobachten.

Und nun stehen Herr Theurer und ich gerne für Ihre Fragen zur Verfügung. Vielen Dank!

Zusatzinformationen

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Gemeinsame Pressemitteilung von BaFin und Bundesbank

Präsentation zu den Ergebnissen des LSI-Stresstests

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