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Exekutivdirektor Bankenaufsicht, Raimund Röseler © BaFin/Matthias Sandmann

Erscheinung:07.10.2024 | Thema Banken „Diese Banken behalten wir sehr genau im Auge“

(BaFinJournal) Sind kleine und mittlere Banken und Sparkassen gut gegen Krisen gewappnet? Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Finanzaufsicht BaFin, spricht über die Ergebnisse des aktuellen Stresstests.

Herr Röseler, ist der deutsche Bankensektor noch stabil? Beim diesjährigen Stresstest waren mehr Institute auffällig als beim Stresstest 2022.
Das stimmt. Insgesamt lagen beim diesjährigen Stresstest etwa doppelt so viele kleinere und mittelgroße Institute (Less Significant Institutions – LSIs) unterhalb der Kapitalanforderungen wie in unserer Übung 2022. Sie hätten mit einem starken wirtschaftlichen Abschwung zu kämpfen. Diese Banken behalten wir natürlich sehr genau im Auge.

Was heißt das konkret?
Wir werden frühzeitig aufsichtliche Maßnahmen ergreifen, wenn wir das für nötig halten. Mir ist aber wichtig: Wir sprechen hier über eine mittlere zweistellige Zahl von Instituten. Insgesamt beteiligten sich am Stresstest aber 1.200. Die überwiegende Mehrheit der Banken und Sparkassen ist also gut kapitalisiert und könnte auch einem schweren Wirtschaftsabschwung standhalten. Das ist eine gute Nachricht. Der Stresstest hat auch gezeigt, dass viele LSIs aus den vergangenen Jahren Lehren gezogen haben – etwa in puncto Zinsänderungsrisiken.

Im adversen Szenario des LSI-Stresstests, der „Jahrhundertkrise“, verlieren die LSIs 3,7 Prozentpunkte ihrer harten Kernkapitalquote. Das ist schon eine Hausnummer.
Wir sollten aber nicht vergessen, dass der simulierte Schock dieses Jahr deutlich härter war. Wir sprechen zum Beispiel von einer Inflationsrate von insgesamt mehr als 13 Prozent, kumuliert über die drei Stressjahre. Und wir sprechen von einem starken Einbruch an den Märkten. Das hat bei den meisten Instituten vor allem im ersten der drei simulierten Stressjahre Probleme verursacht. Diese Effekte werden wir uns jetzt detailliert anschauen.

Die im Stresstest unterstellte Zinsentwicklung entsprach nicht der tatsächlichen Entwicklung.
Im Jahr 2024 haben wir zum Teil sinkende Zinsen gesehen, der Stresstest unterstellt im adversen Szenario jedoch einen Zinsanstieg. Wir haben aber auch durchgerechnet, wie der Stresseffekt gewesen wäre, wenn die unterstellte Zinsentwicklung der Realität in 2024 entsprochen hätte. Dann wäre der Kapitalverzehr – und damit der Stresseffekt – rund einen Prozentpunkt niedriger gewesen. Aber ganz grundsätzlich soll ein Stresstest ja nicht reale Entwicklungen vorhersagen – sondern zeigen, wie belastbar die Banken in einem sehr, sehr herausfordernden Umfeld wären.

Was erwarten Sie jetzt von den deutschen LSIs?
Wichtig ist, dass die Banken und Sparkassen ihre Kapitalausstattung weiter stärken und ihre solide Ausgangslage nicht ohne Not aufgeben. Die wirtschaftliche Situation ist ja nach wie vor unsicher.

Zusatzinformationen

Gemeinsame Pressemitteilung von BaFin und Bundesbank

Rede von Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Finanzaufsicht BaFin, auf der Pressekonferenz zu den Ergebnissen des LSI-Stresstests

Interview mit Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der Finanzaufsicht BaFin, zu den Ergebnissen des LSI-Stresstests

Rede von Bundesbankvorstandsmitglied Michael Theurer anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des LSI-Stresstests

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