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Porträtaufnahme von Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht. © Bernd Roselieb

Erscheinung:29.06.2023 | Thema Risikomanagement Raimund Röseler zu MaRisk: „Risikoorientiert und proportional“

(BaFinJournal) Die Finanzaufsicht BaFin hat ihre Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Banken (MaRisk) aktualisiert. Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht der BaFin, erläutert die Vorgaben für Kreditinstitute.

Herr Röseler, was bereitet den Banken im Risikomanagement aktuell die größten Schwierigkeiten?

Zinsänderungsrisiken sind nach wie vor ein echtes Thema im Risikomanagement. Die abrupte Zinswende haben viele Institute zwar recht gut überstanden. Doch viele haben ihre stillen Reserven aufgebraucht. Für sie ist die erste Verteidigungslinie jetzt weg. Das müssen die Institute im Blick haben. Zumal weitere Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen sind und sich manche Effekte steigender Zinsen erst zeitverzögert bemerkbar machen.

In den vergangenen Monaten verdichten sich aber auch die Anzeichen für einen Anstieg der Kreditrisiken aufgrund des konjunkturellen Abschwungs. Das müssen die Institute ebenfalls auf dem Schirm haben. Wie können Banken Kreditausfallrisiken möglichst frühzeitig identifizieren und zumindest adäquat einpreisen? Die MaRisk-Novelle macht dazu klare Vorgaben, etwa bei der Kreditüberwachung und – falls erforderlich – der Neubewertung der Sicherheiten und der Kreditqualität.

Machen die neuen Vorgaben es den Banken gerade in einer konjunkturell herausfordernden Zeit nicht noch schwerer, Kredite zu vergeben – gerade den kleinen Instituten?

Durch die neuen EBA-Leitlinien sind tatsächlich einige formale Anforderungen an die Prozesse der Institute hinzugekommen, gerade bei der Kreditvergabe. Aber ganz ehrlich: Im besten Fall sind den Banken diese Prozessschritte gar nicht neu: Weil risikoorientierte Institute schon jetzt ganz selbstverständlich und aus eigenem Interesse so vorgehen. Außerdem gibt es für die nicht risikorelevanten Kredite weiterhin Öffnungsklauseln. Das ist das Ergebnis eines intensiven Dialogs mit der Kreditwirtschaft – eine, wie ich finde, sinnvolle, proportionale und risikoorientierte Lösung, mit der wir einen überregulierten Prozess vermeiden.

Die 7. MaRisk-Novelle macht erstmals auch Vorgaben für die Immobilien der Banken. Warum greift die BaFin hier ein?

Viele Kreditinstitute haben in den vergangenen Jahren Immobilien gekauft, um vom boomenden Immobilienmarkt zu profitieren. Das ist betriebswirtschaftlich nachvollziehbar, um – gerade in der Niedrigzinsphase – die Erträge zu steigern. Einige Institute haben ihre Risiko- und Geschäftsstrategie durch Immobilienkäufe im großen Stil ergänzt, manche haben sogar komplette Wertschöpfungsketten besetzt. Uns geht es jetzt darum, dass die Banken die Risiken im Griff haben, wenn sich das Blatt wendet. Inzwischen sinken die Preise und die Bewertungen– höchste Zeit, dass wir das Thema in den MaRisk adressieren. Und übrigens nicht nur dort: Wir haben auch Prüfungen zum Immobilieneigenbestand der Institute durchgeführt. Die Ergebnisse werten wir aktuell aus.

Wir sind auch hier risikoorientiert unterwegs. Es ist nicht jede Bank gleichermaßen von den Regelungen der MaRisk zu Immobilien betroffen. Diejenigen, die nur einen relativ geringen Immobilienbesitz haben, müssen die neuen Anforderungen nicht berücksichtigen.

A propos Proportionalität: Für kleinere Institute sieht die MaRisk-Novelle geringere Auflagen zur Nachhaltigkeit vor. Dabei haben diese ohnehin Nachholbedarf beim Thema ESG. Ist das nicht kontraproduktiv?

Unsere Vorgaben müssen auch zumutbar sein. Ein regionales Institut mit 30 Mitarbeitenden hat einfach nicht das gleiche Nachhaltigkeitsrisiko wie ein großer internationaler Player. One Size fits all wäre da verheerend. Die explizite Aufnahme von ESG-Risiken in die MaRisk soll die Kreditinstitute schließlich nicht daran hindern, die Transition der Wirtschaft zu finanzieren.

Wir wollen vielmehr verdeutlichen, dass die Institute Nachhaltigkeitsrisiken strategisch steuern, angemessen managen und im Griff haben müssen: in puncto Eintrittswahrscheinlichkeit, potenzieller Schadenshöhe und Konzentrationsrisiken (in einzelnen Portfolien). Und zwar in Relation zur Größe des Instituts. Genau das verlangen wir in den MaRisk. Sie können sicher sein: Wir werden dieses Thema genauso prüfen wie andere Punkte der MaRisk. Ich glaube: Die MaRisk-Novelle wird dazu beitragen, dass gerade kleinere Institute beim Thema Nachhaltigkeit vorankommen.

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Mehr Informationen zur 7. MaRisk-Novelle finden Sie im BaFinJournal-Artikel „MaRisk: Neue Themen, bewährter Spielraum".

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