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Petra Hielkema, Chairperson of the European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) bei der VA-Jahreskonferenz © Armin Höhner

Erscheinung:28.10.2022 Jahreskonferenz Versicherungsaufsicht

Förderung von Nachhaltigkeit im Versicherungswesen und in der Altersversorgung – Prioritäten der EIOPA

(BaFinJournal) Petra Hielkema, Vorsitzende der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (European Insurance and Occupational Pensions AuthorityEIOPA)

EIOPA hat in diesem Jahr ihre strategische Ausrichtung aktualisiert. Sie konnte dabei auf einem starken Fundament aufbauen und ihren Fokus verstärkt auf das Thema Nachhaltigkeit richten.

Seit jeher betont EIOPA, welch zentrale Rolle Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds bei dem Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft spielen können. Bei diesen Unternehmen handelt es sich um große institutionelle Anleger. Sie sind daher in der Lage, erhebliche finanzielle Mittel in die Schaffung eines nachhaltigen Werts für die Gesellschaft zu investieren. Zudem können Versicherer andere Unternehmen durch verantwortungsbewusstes Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv dabei unterstützen, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Versicherer und Rückversicherer agieren darüber hinaus in der Gesellschaft als Risikomanager und können somit eine wichtige Rolle bei der Minderung von Risiken aus dem Klimawandel übernehmen, indem sie das Bewusstsein der Versicherungsnehmer für klimabezogene Risiken schärfen.

Wesentliche Aspekte sind hierbei die Bezahlbarkeit und Verfügbarkeit von Versicherungsschutz sowie die Schließung etwaiger Versicherungslücken.

EIOPA hat sich dieses Themas angenommen und kürzlich eine Studie dazu durchgeführt, deren Augenmerk auf den physischen klimawandelbedingten Risiken lag, denen Versicherer ausgesetzt sind. Für diese Studie wurden umfangreiche Branchendaten erhoben. Daneben wurden die klimawandelbedingten Anpassungen beim Underwriting und bei der Preisbildung im Bereich Nichtleben betrachtet. Es wurden diesbezüglich Daten zu bewährten Underwriting-Praktiken erhoben, um besser nachvollziehen zu können, in welcher Form Versicherer klimabedingte Anpassungsmaßnahmen in ihren Nichtlebensversicherungsprodukten berücksichtigen. Durch den Austausch bewährter Underwriting-Praktiken soll zudem die Weiterentwicklung von Versicherungsprodukten, die dem Klimawandel Rechnung tragen, gefördert werden. Darüber hinaus hat EIOPA Verhaltensstudien durchgeführt, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, weshalb Verbraucher die am Markt verfügbaren Versicherungsprodukte nicht erwerben. Dabei wurden auch die Erfahrungen analysiert, die Verbraucher nach Naturkatastrophenereignissen mit ihrer Versicherung gemacht haben. In diese zweite Studie wurden Verbraucher einbezogen, die im vergangenen Jahr von der Flutkatastrophe in Deutschland betroffen waren.

Das Naturkatastrophen-Dashboard der EIOPA wird dabei helfen, die Treiber der klimabezogenen Versicherungslücke in Europa auszumachen. Dies wird wiederum dazu beitragen, dass Maßnahmen zur Reduzierung von Verlusten aus Naturkatastrophen identifiziert werden können, und es Verbrauchern und Unternehmen ermöglichen, sich gegen diese Risiken zu versichern.

In Anbetracht der Auswirkungen, die klimawandelbedingte Risiken auf die Versicherungsbranche haben werden, ist es essenziell, bei der Steuerung dieser Risiken einen zukunftsgerichteten Ansatz zu fördern. Daher hat EIOPA der Versicherungsbranche Anwendungshilfen zu den klimawandelbezogenen Wesentlichkeitsbewertungen und den Klimarisikoszenarien in der unternehmenseigenen Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (own risk and solvency assessment – ORSA) an die Hand gegeben. Die Anwendungshilfen berücksichtigen den Umfang, die Art und die Komplexität der klimawandelbezogenen Risiken und können daher insbesondere kleine und mittlere Versicherungsunternehmen dabei unterstützen, ihre Implementierungskosten zu senken.

Verbraucher und Privatanleger in das Thema Nachhaltigkeit einzubinden ist ebenfalls von großer Bedeutung, wenn deren finanzielle Mittel grünen Anlageprodukten zugeführt werden sollen. Sowohl die EU-Taxonomie als auch die Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungssektor sollen hierzu beitragen und einen Schutz gegen Greenwashing bieten.

Wir können den Klimawandel und Nachhaltigkeitsthemen nicht länger ignorieren. Mit ihrer Arbeit will EIOPA die Nachhaltigkeit des europäischen Versicherungs- und Altersversorgungssektors gewährleisten.

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Ob Inflation, Zinswende, wirtschaftliche Folgen des Kriegs in der Ukraine oder ökologische Transformation unserer Volkswirtschaften – Versicherer und Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung bewegen sich in einem anspruchsvollen Umfeld. Bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht 2022 in Bonn diskutieren Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Wissenschaft, Verbänden und der Aufsicht über die aktuelle Lage der Versicherungsbranche sowie über die Regulierung von Nachhaltigkeitsrisiken.

Das BaFinJournal begleitet die Veranstaltung. Eine Übersicht über die vorab veröffentlichten Kurzkommentare finden Sie hier. Dort werden in den Wochen nach der Veranstaltung auch Fachbeiträge zu ausgewählten Themen publiziert.

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