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Erscheinung:17.07.2017 Schattenbankensektor - Bericht: Risiken für globale Finanzstabilität signifikant zurückgegangen

Auf Betreiben der deutschen G-20-Präsidentschaft wurde der Finanzstabilitätsrat FSB im Herbst vergangenen Jahres beauftragt, eine Bestandsaufnahme in puncto Schattenbanken durchzuführen.

Ausgangspunkt ist die sogenannte Shadow Banking Roadmap, die – ebenfalls auf Initiative Deutschlands – erstmals im Kontext des G-20-Treffens von 2013 veröffentlicht und im darauffolgenden Jahr aktualisiert wurde. Der Fahrplan sieht unter anderem vor, zu evaluieren, inwieweit eine weitere Regulierung des Schattenbankensektors notwendig ist.

Das FSB hat dazu nun seinen Bericht veröffentlicht. Darin beschreibt es die Aktivitäten und Risiken von Schattenbanken seit der Finanzkrise, bewertet die bisher verabschiedeten Regulierungsmaßnahmen und gibt Empfehlungen zur Reduzierung der verbliebenen Risiken.

Deutlich weniger kritische Aktivitäten

Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass viele der Schattenbankenaktivitäten, die zur Finanzkrise beigetragen haben, signifikant zurückgegangen sind und diese gegenwärtig kein Risiko mehr für die globale Finanzstabilität darstellen. Im Lichte der bereits verabschiedeten globalen Regulierungsinitiativen sieht das FSB gegenwärtig auch keine neuen Schattenbankenrisiken, die eine zusätzliche Regulierung auf globaler Ebene erfordern.

Gleichwohl betont der Finanzstabilitätsrat, welche Innovationskraft im Schattenbankensektor steckt. Es sei daher notwendig, diesen noch stärker zu überwachen. Die FSB-Mitglieder haben sich darum auf eine Reihe an Empfehlungen verständigt.

Systematische Erfassung, Regulierung und Aufsicht

Zunächst sei es notwendig, die Aktivitäten und Risiken des Schattenbankensektors systematisch zu erfassen. Außerdem fordert das FSB sicherzustellen, dass alle Schattenbankenunternehmen und -aktivitäten, die materielle Risiken für die Finanzstabilität bergen, reguliert und unter Aufsicht gestellt werden.

Damit greift das Gremium Ergebnisse einer Vergleichsstudie (Peer Review) auf, bei der es die Umsetzung des Regulierungsrahmens für Schattenbankenunternehmen unter die Lupe genommen hatte. 2020 will das FSB erneut eine solche Vergleichsstudie durchführen, um die Fortschritte bei der Umsetzung zu überprüfen.

Datenerhebung verbessern

In Bezug auf die Datenerfassung konstatiert der Finanzstabilitätsrat Fortschritte, sieht aber gleichwohl weiterhin Datenlücken und eine mangelnde Datengranularität, die eine vorausschauende Risikobetrachtung erschweren. Er fordert darum von den nationalen Aufsichtsbehörden verstärkte Anstrengungen bei der Datensammlung und Risikobewertung, beispielsweise indem diese zusätzliche Informationen über Risikokonzentrationen erheben. Wenn sich Schattenbankenrisiken neu abzeichneten, sollten die Mitgliedstaaten diese eng überwachen und ihre Erkenntnisse in den entsprechenden internationalen Arbeitsgremien teilen.

Auf einen Blick:Empfehlungen des FSB

  1. Umsetzung der Empfehlungen aus einer Vergleichsstudie von 2015/2016, insbesondere systematische Überwachung des Schattenbankensektors und aufsichtliche Erfassung materieller Risiken
  2. Verbesserung der Datengranularität
  3. Erhebung zusätzlicher, unternehmensspezifischer Daten zur Verbesserung der Risikobewertung
  4. Überwachung sich abzeichnender neuer Schattenbankenrisiken und Austausch zwischen den zuständigen Behörden
  5. Verabschiedung der noch offenen Regulierungsinitiativen
  6. Operationalisierung der FSB-Empfehlungen zu strukturellen Risiken im Asset-Management-Sektor durch IOSCO
  7. Zeitnahe und konsistente Umsetzung der vereinbarten Regulierungsmaßnahmen auf nationaler Ebene

Einen Überblick über Umfang, Risiken und Trends des Schattenbankensektors gibt ein Bericht, den das FSB kürzlich veröffentlicht hat (siehe BaFinJournal Juni 2017).

Regulierungsinitiativen finalisieren

Das FSB pocht außerdem darauf, die noch offenen Regulierungsinitiativen auf internationaler Ebene zügig zu verabschieden und die entsprechenden Empfehlungen in den einzelnen Mitgliedstaaten zeitnah und einheitlich umzusetzen.

Als besonders wichtig erachtet das FSB, dass der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht BCBS sein Rahmenwerk zur Identifizierung und Behandlung von Stützungsrisiken (Step-in Risks) bis Jahresende verabschiedet.

Risiken im Asset-Management-Sektor reduzieren

Angesichts der Tatsache, dass ein großer Anteil des Wachstums des Schattenbankensektors in den vergangenen Jahren auf das Konto der Investmentfonds geht, betont der Finanzstabilitätsrat außerdem die Bedeutung der Konkretisierung und Operationalisierung der Empfehlungen zur Reduzierung struktureller Risiken im Asset-Management-Sektor, die er Anfang des Jahres verabschiedet hatte (siehe BaFinJournal Februar 2017).

Die Internationale Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörden IOSCO fordert er in diesem Zusammenhang auf, bis Ende 2017 Empfehlungen zur Reduzierung der Liquiditätstransformation bei offenen Investmentfonds zu verabschieden. IOSCO hat dazu bereits zwei Konsultationspapiere veröffentlicht: Empfehlungen für das Liquiditätsrisikomanagement von Organismen für gemeinsame Anlagen sowie entsprechende bewährte Verfahren beim Liquiditäts- und Risikomanagement offener Investmentvermögen. Die Industrie kann zu beiden Papieren bis zum 18. September Stellung nehmen.

Bis Ende 2018 soll IOSCO nach dem Willen des FSB zudem einheitliche Verfahren zur Bestimmung des Verschuldungsgrades (Leverage) entwickeln.

Zeitnahe und konsistente Umsetzung

Da gerade der Schattenbankensektor dazu neigt, Regulierungsunterschiede auszunutzen, ist es nach Ansicht des FSBs umso mehr von Bedeutung, dass nationale und regionale Aufsichtsbehörden die vereinbarten Maßnahmen zur Reduzierung der Schattenbankenrisiken zeitnah und konsistent umsetzen.

FSB, IOSCO und BCBS hatten im Rahmen ihrer Implementierungskontrollen festgestellt, dass es hier von Land zu Land Unterschiede gibt – sowohl beim Stand der Umsetzung als auch inhaltlich, also im Hinblick darauf, wie die einzelnen Regulierungsempfehlungen umgesetzt werden.

Hinweis

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