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Erscheinung:27.07.2016 | Thema Fintech BaFin-Tech 2016: Aufsicht und Unternehmen im Dialog

Fintech-Unternehmen erhöhen die Artenvielfalt in der Finanzbranche.“ Dieses Statement von BaFin-Präsident Felix Hufeld stieß bei der BaFin-Tech am 28. Juni 2016 auf breite Zustimmung.

Die BaFin hatte zum ersten Mal zu einer Konferenz zu Fintechs eingeladen, um sich mit Gründern und Unternehmensvertretern auszutauschen.

Rund 200 Teilnehmer kamen zu der lange im Voraus ausgebuchten BaFin-Tech, die vom Zentralen Veranstaltungsmanagement der BaFin organisiert wurde, ins Frankfurter House of Logistics & Mobility (HOLM). Neben Fintechs waren auch die etablierten Finanzdienstleister, Wissenschaft und Politik zahlreich vertreten, die sich den Blick auf die Artenvielfalt nicht entgehen lassen wollten. Zwei Paneldiskussionen sowie vier thematische Workshops bildeten einen gelungenen Rahmen für fruchtbare Dialoge und Diskussionen.

Spannungsfeld Regulierung und Digitalisierung

Um das Spannungsfeld zwischen Regulierung und Digitalisierung ging es im ersten Panel, an dem neben Hufeld, Dr. Esther Wandel vom Bundesfinanzministerium und Prof. Dr. Rainer Lenz von der Fachhochschule Bielefeld mit Frank Schwab (FinTech Forum Frankfurt) und Jochen Siegert (Traxpay) zwei Vertreter der Fintech-Branche teilnahmen.

Panel-Moderator Prof. Dr. Christian Rieck von der Frankfurt University of Applied Science sorgte mit seinen steilen Thesen für Heiterkeit im Saal und kontroverse Diskussionen. „Die BaFin schwimmt den Fischen hinterher, um sie einzufangen. Aber was, wenn plötzlich ein riesiger Fisch erscheint, der sie zu verschlucken droht?“ Hufeld konterte, für die BaFin sei es nichts Neues, sich mit großen Unternehmen auseinanderzusetzen und sich entsprechend auf sie einzustellen. Die BaFin beabsichtige nicht, den Entwicklungen des Markts vorzugreifen: „Regulierung und Aufsicht sind immer auch eine Anpassung an den Markt. Aber wir müssen den Unternehmen Gelegenheit geben, sich zu entfalten und zu wachsen.“ Hufeld betonte seine Botschaft zur aufsichtlichen Gleichbehandlung – „gleiches Geschäft, gleiches Risiko, gleiche Regel“ –, stellte jedoch heraus, dass vielversprechende Geschäftsmodelle auch unterhalb der Aufsichtsschwelle möglich und begrüßenswert seien.

Störung oder Inspiration

Das zweite Panel, das ebenfalls auf großes Interesse stieß, stand unter dem Motto „Fintechs – Disruption oder Inspiration?“. Auch hier nahmen zwei Vertreter der Fintech-Branche teil, Prof. Dr. Stefan Mittnik (Scalable Capital) und Dr. Oliver Vins (Vaamo). Außerdem diskutierten Dr. Joachim Schmalzl vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband, Dr. Stefan Rüping vom Fraunhofer-Institut und Michael Mandel von der Commerzbank mit. Holger Friedrich von Coretransform, einem Beratungsunternehmen für IT-Transformationen im Finanzsektor, moderierte.

Die Diskussion verlief technischer als in der ersten Runde, aber nicht weniger kontrovers. Schnell wurde klar, dass insbesondere Mandel, kürzlich zum Vorstand der Commerzbank ernannt, den Fintechs keinen Welpenschutz einräumen möchte. Man brauche sich als etabliertes Institut nicht zu scheuen, gute Ideen zu übernehmen: „Gut kopiert ist auch gewonnen.“ Eine Ansicht, die die Gründer der Robo-Advisor Vaamo und Scalable sicherlich nicht mit ungeteilter Freude aufnahmen. Beide Seiten waren sich aber darin einig, wie wichtig Fintechs auch als Komplementär der etablierten Banken sein können. Die These von Panel-Moderator Friedrich, dass die Wachstumspotenziale auf der technischen Seite die der organisatorischen Seite bei weitem übersteigen, stieß am Ende bei allen Beteiligten auf Zustimmung.

Reger Austausch: Workshops, Infostände und Get-Together

In den Workshops standen aktuelle Themen rund um die Blockchain-Technologie und virtuelle Währungen, um Robo-Advice, Crowdfunding und alternative Zahlungsdienste im Mittelpunkt der Diskussion. Dabei ging es in erster Linie um technische Details und die aufsichtliche Behandlung dieser Innovationen.

Zwischen den Panels und Workshops nutzten viele Konferenzteilnehmer die Möglichkeit, an den Infoständen der BaFin Fachfragen zu klären. Zahlreiche BaFin-Experten standen Rede und Antwort zu wichtigen Themen wie Erlaubnispflicht, Prospektpflicht und Videoidentifizierungsverfahren.

Auch das abschließende Get-Together, bei dem das ungezwungene Networking im Vordergrund stand, bot noch einmal Gelegenheit, sich untereinander und mit der BaFin auszutauschen.

Fortsetzung des Dialogs

Präsident Hufeld zeigte sich erfreut über den Erfolg der Veranstaltung, über die zahlreiche Teilnehmer auch bei Twitter berichteten. Die Aufsicht werde Themen wie die Blockchain-Technologie und Robo-Advice, über die in den einzelnen Workshops ausführlich diskutiert wurde, im Blick behalten. Mit Blick auf die Erlaubnispflicht von Geschäftsmodellen erinnerte Hufeld daran, dass die Aufsicht bei der Zulassung von Innovationen immer auch Aspekte wie beispielsweise den Verbraucherschutz und die Geldwäschevorschriften berücksichtigen müsse.

Der Präsident kündigte an, den intensiven Dialog mit der Branche fortzusetzen, den er als „Zweibahn-Straße“ bezeichnete: „Zum einen geht es darum, den Aufsichtsblick für die Belange der Fintechs weiter zu schärfen, Ideen auszutauschen, Impulse für unsere Arbeit zu erhalten – nicht nur in Bezug auf Fintechs, sondern auch für die Themen Digitalisierung und modernde Kommunikation im Allgemeinen“, erklärte Hufeld. „Zum anderen wollen wir Ihnen die Möglichkeit geben, einen Einblick in unsere Sicht- und Arbeitsweise zu erhalten und zu verstehen, wie die Aufsicht tickt.“

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