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Thema Verbraucherschutz Geldanlage: Top-Renditen durch Finanz-Coachings aus dem Internet?

Life Coachings sind im Trend – auch wenn es um die privaten Finanzen geht. Wer sich beispielsweise auf Youtube, Tiktok, Twitch, Pinterest oder im klassischen Internet umsieht, findet eine schier unendliche Fülle an Finanz-Coachings, Finanz-Mentorings oder Finanz-Workshops. Was können solche Programme bringen? Und wer sollte sich - zumindest zusätzlich - eher klassisch beraten lassen?

Das Wichtigste vorab

Die Bezeichnungen der Online-Kurse sind so verschieden wie diejenigen, die dort Content zu Finanzen oder Investments anbieten. Schlüsselwörter sind oft Coaching, Mentoring oder Workshop. Inhaltlich geht es in der Regel um das Mindset, also insbesondere um die persönliche Motivation und Einstellung in Bezug auf Finanzthemen und Geldanlage und um die Vermittlung bestimmten Wissens zu Geldanlagethemen. Die Programme sollen Interessierten helfen, Investmentprodukte auszuwählen und Geldanlagen zu tätigen – und zwar ohne Beratung (siehe Info-Kasten „Investieren mit Beratung oder selbst entscheiden?“). Wenn es das ist, was Sie suchen, können seriöse und bedarfsgerechte Angebote einen Mehrwert bringen. Aber: Für die Coaching-Qualität, Inhalte, Form und das Fachwissen der handelnden Personen gibt es keine verbindlichen Vorgaben. Wenn Sie sich für ein Coaching interessieren, sollten Sie die Angebote daher vorab genau unter die Lupe nehmen:

  • Prüfen Sie die Beschreibungen von Coaching- und Mentoring-Angeboten im Hinblick auf Ihren konkreten Bedarf.
  • Informieren Sie sich über das Fachwissen und die Coaching-Kompetenz derjenigen, mit denen Sie es in den Coachings zu tun haben.
  • Nutzen Sie Vorgespräche und Testmöglichkeiten – auch für kritische Nachfragen.
  • Lassen Sie sich nicht durch psychologische Kniffe aufs Glatteis führen.
  • Vergleichen Sie die Kosten (Honorare).
  • Denken Sie an mögliche finanzielle Eigeninteressen der Anbietenden.

Investieren mit Beratung oder selbst entscheiden?

Banken, Sparkassen, an diese gebundene Beraterinnen und Berater, Finanzdienstleisterinnen und -dienstleister und Honorar-Anlageberaterinnen und -berater bieten Beratungsgespräche zu Geldanlagen (Anlageberatung) an. Hier geht es um Empfehlungen von Geldanlageprodukten, die zu den Personen, die investieren möchten, passen. Das empfohlene Geschäft muss ihren Anlagezielen entsprechen, die Anlagerisiken müssen für sie tragbar sein, und sie müssen die Risiken mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen verstehen können. Auch Honorar-Finanzanlagenberaterinnen und -berater und Finanzanlagenvermittlerinnen und -vermittler dürfen Beratungs- bzw. Vermittlungsleistungen zu bestimmten Geldanlageprodukten erbringen. Wer seine Investmentprodukte selbst, das heißt ohne Beratung auswählt, ist im Fachjargon jemand, der selbst entscheidet.

Was ist ein Finanz-Coaching?

Die Programme setzen sich üblicherweise aus Lebenshilfe- und Wissensbausteinen zusammen. Die Gewichtung ist unterschiedlich. Zentral ist fast immer das Mindset, also die Einstellung zum Geld, zum Sparen und zum Investieren. Sie sollen an Glaubenssätzen in Bezug auf Geld und an Ihrer Motivation arbeiten, Geldanlage- und Altersvorsorgethemen anzugehen. Im Wissensteil gibt es verschiedene Inhalte, beispielsweise investieren an der Börse oder Kryptowerte kaufen. Seltener geht es in Finanz-Coachings oder -Workshops um komplizierte Geschäfte mit Währungen (FOREX), Differenzkontrakten (CFD) oder um Immobilieninvestments zur Fremdvermietung. Finanz-Coachings speziell für die Zielgruppe Frauen werben oft mit praktischen Tipps zum Ordnen der Finanzen, zum Sparen und mit Hilfestellungen bei der Depoteröffnung und mit Basisfinanzwissen. Vorkenntnisse sind in der Regel für kein Coaching erforderlich, egal, für welche Zielgruppe die Programme beworben werden.

Häufig positionieren sich die handelnden Personen klar für und gegen bestimmte Produktkategorien, zum Beispiel für Exchange Traded Funds (ETFs) und gegen aktiv gemanagte Wertpapierfonds oder für Kryptowerte. Sie beschränken sich meist auf eine begrenzte Produktpalette. Ihr Programm und ihre allgemeinen Tipps können sie grundsätzlich frei gestalten. Geben sie einem größeren Personenkreis Anlagestrategie- und Anlageempfehlungen, müssen sie gegebenenfalls Transparenzpflichten beachten und Interessenskonflikte offenlegen.

Gut zu wissen: Finanz-Coachings sind für diejenigen, die sie anbieten, ein lukratives, meist risikoloses Geschäftsmodell. Für die Coaching-Dienstleistung, beispielsweise die Richtigkeit der Tipps, haften sie in der Regel nämlich nicht. Ein Haftungsrisiko besteht lediglich für die wenigen Branchenangehörigen, die unter Labels wie "Coaching", "Mentoring","Workshop" oder Vergleichbarem ein erlaubnispflichtiges Geschäft erbringen, wie beispielsweise die Anlageberatung im Sinne des Gesetzes über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz - KWG) oder die Honorar-Finanzanlagenberatung oder Finanzanlagenvermittlung im Sinne der Gewerbeordnung (siehe Abschnitt „Coaching und Aufsicht“).

Wieviel Fachwissen ist notwendig?

Es gibt keine Anforderungen an das Können derjenige, die Coachings anbieten. Wer möchte, darf sich beispielsweise Coach bzw. Coachin oder Mentor bzw. Mentorin nennen. Ein Nachweis eines bestimmten Expertenwissens oder einer Coaching-Ausbildung ist nicht erforderlich. Nur die im Coaching-Bereich Tätigen, die ihre Leistung zwar als „Coaching“ bewerben, hierbei aber Anlageberatung oder Finanzanlagenvermittlung erbringen, müssen nachweislich Fachwissen zu finanziellen Fragen haben. Eine Coaching-Ausbildung brauchen sie nicht. Lassen Sie sich in Vorgesprächen und Testcoachings erklären, wie die Betreffenden ihre Kompetenzen erworben haben. Stellen Sie Testfragen, um zu prüfen, wie tief sie wirklich in der Materie sind. Suchen Sie sich ausgewiesene Fachleute aus – schließlich geht es um Ihr Geld.

Wie findet man seriöse Angebote?

Der erste Schritt ist, dubiose Angebote auszuschließen. Merkmale für höchstwahrscheinlich dubiose Coaching-Angebote sind insbesondere:

  • überzogene Werbeversprechen (beispielsweise hohe zweistellige Renditen, die angeblich mit den Tipps aus dem Coaching realisiert werden können), oft in Verbindung mit dem dann nicht näher erläuterten Begriff „passives Einkommen“ (siehe auch Verbraucherinformation „Vorsicht bei Einladungen zu Online-Finanzakademien und Bildungsangeboten zu Geldanlagestrategien“),
  • angebliche Geheimtipps oder Strategien, die bislang vermeintlich nur einem bestimmten Personenkreis vorbehalten gewesen sein sollen,
  • Übertriebener Personenkult um die Betreffenden, die sich in den Mittelpunkt stellen und feiern lassen,
  • Zusatzseminare und Kurse, die zusätzlich zum Coaching gebucht werden müssen,
  • anbieterseitiges Drängen, den Coaching-Vertrag schnell abzuschließen.

Der zweite Schritt ist schwieriger: Nicht alle Finanzcoachings, die keines der in der Checkliste genannten Merkmale erfüllen, sind automatisch seriös. Die verbleibenden Angebote sollten Sie sorgfältig durchsehen. Ob ein Angebot für Sie hilfreich sein kann, sehen Sie oft schon, wenn Sie die Auftritte im Internet oder in den sozialen Medien kritisch betrachten und den gesunden Menschenverstand einschalten. Ergänzende Tipps gibt es beispielsweise bei der Verbraucherzentrale.

Vorsicht Werbestrategien

Die Plätze für das Coaching sind begrenzt und jetzt schon nahezu ausgebucht? Sie müssen sich für die Teilnahme bewerben? Informationen über die Kosten des Coachings bekommen Sie erst, wenn Sie sich mit Ihren persönlichen Daten registriert haben? Dann sollten Sie vorsichtig sein.

Wer Finanz-Coachings anbietet, nutzt oft Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung, um Interessierte zu gewinnen. Menschen sind beispielsweise geneigt zu glauben, dass etwas, was knapp oder teuer ist, gut sein muss. Wer vermeintlich ausgewählt wurde, fühlt sich geschmeichelt und wird eher einen Vertrag abschließen. Wer sich registriert, hat schon den ersten Schritt zur Teilnahme gemacht. Machen Sie sich solche Psycho-Tricks klar, wenn Sie mit den Angeboten liebäugeln.

Mit Vorsicht zu genießen sind auch die Werbestories mancher, die im Finanz-Coaching tätig sind. Hier geht es oft um Anlagepleiten, die sie infolge einer schlechten Beratung von Fachleuten angeblich erlitten haben. Häufig behaupten sie auch, dass sie weit überdurchschnittliche Anlageerfolge mit der Strategie erzielt haben, die sie jetzt im Coaching weitergeben wollen. Das sogenannte Storytelling ist eine Marketingmethode, die viele Influencerinnen und Influencer sehr häufig nutzen. Auch bei Finanz- und Geldanlagethemen wird es häufig eingesetzt. Oft ist schwer erkennbar, ob die Coaches von echten Erfahrungen berichten oder eine nur zum Teil wahre oder frei erfundene Geschichte einsetzen, um ihr Produkt zu vermarkten. Nutzen Sie Vorgespräche und Testcoachings, um die Geschichten zu hinterfragen.

Coaching-Honorare: Vergleichen lohnt

Finanz-Coachings, -Mentorings oder -Workshops können mehrere Hundert bis mehrere Tausend Euro kosten. Wer Angebote vergleicht, kann erheblich sparen. Ob die Leistung wert ist, was sie kostet, müssen Sie letztlich selbst entscheiden. Besser einordnen lassen sich die Honorarbeträge möglicherweise, wenn man Beispielsrechnungen macht:

Beispiel

Wenn ein Coaching 2.700 Euro kostet, müssen Sie 10.000 Euro als Einmalbetrag in ein Anlageprodukt mit einer Nettorendite (= dem tatsächlichen Gewinn nach Abzug aller Kosten der Geldanlage) pro Jahr von rund 4,8 % anlegen, um das Honorar nach fünf Jahren wieder erwirtschaftet zu haben.

Wenn Sie 2.700 Euro zu diesen Konditionen anlegen würden, hätten Sie nach fünf Jahren rund 3.430 Euro, das heißt 730 Euro an Rendite, auf dem Konto.

Quelle: BaFin

Es kann passieren, dass Sie erst nach Vertragsbeginn merken werden, dass das Coaching Ihnen nicht zusagt. Achten Sie darauf, wie Widerrufs- und Rücktrittsrechte im Coaching-Vertrag formuliert sind. Bekommen Sie bei Widerruf nach Vertragsbeginn oder bei Rücktritt innerhalb einer bestimmten Frist bereits gezahlte Honorare zurück? Welche Fristen und formalen Anforderungen müssen Sie beachten?

Was noch wichtig ist

Manche, die in der Branche tätig sind, nutzen Coachings, um ihre Produktpalette, beispielsweise ihre automatisierte Anlageberatung (Robo-Advice), zu bewerben. Andere haben noch weitere Einnahmen im Zusammenhang mit dem Coaching, beispielsweise Provisionen, wenn Teilnehmende aufgrund des Coachings ein Depot bei einer bestimmten Bank eröffnen oder gewisse Websites oder bestimmte Links nutzen, die direkt auf Anbieterseiten führen (Affiliate Links). Affiliate Links müssen als „kommerzielle Kommunikation“ gekennzeichnet sein. Die Teilnehmenden können aber oft nicht erkennen, ob bzw. inwieweit die Handelnden eigene Interessen verfolgen, wenn sie Tipps abgeben, die zu solchen Links hinführen. Reine Finanz-Coachinnen und -Coaches sind - anders als Anlagevermittlerinnen und -vermittler oder vertraglich gebundene Vermittlerinnen und -vermittler - nicht gesetzlich verpflichtet, Provisionen und andere derartige Einnahmen transparent zu machen.

Wichtig: Übernehmen Sie Coaching-Tipps zur Geldanlage nicht ungeprüft. Recherchieren Sie immer auch in unabhängigen Quellen, bevor Sie Tipps aus dem Coaching in konkrete Einzelinvestments umsetzen. Worauf Sie achten sollten, finden Sie beispielsweise in unserer Verbraucherinformation zu Anlagetipps in den sozialen Medien. Das Informationsangebot ist vielfältig. Neutrale, gut recherchierte Informationen gibt es beispielsweise auf den Verbraucherwebseiten vieler Behörden und Ministerien. Auch die Verbraucherzentralen bieten unabhängige Beratung zu Altersvorsorge- und Geldanlagethemen und viele Tools wie Budgetplaner oder Fondsrechner an.

Diejenigen, die sich bei der Auswahl ihrer Geldanlageprodukte absichern möchten, sollten eine klassische Beratung in Erwägung ziehen. Das Beratungsangebot ist breit. Es gibt einerseits bei oder für Banken und Unternehmen tätige Beraterinnen und Berater. Andererseits gibt es auch unabhängigen Rat (siehe Info-Kasten "Investieren mit Beratung oder selbst entscheiden?“). Honorare für die Beratung werden zu Beginn vereinbart. Etwaige Provisionen für die Beratung müssen in der Vorab-Kosteninformation (Ex-ante-Kosteninformation) neben vielen anderen Kostenpositionen immer separat ausgewiesen werden, so dass Sie sie bei der Anlageentscheidung berücksichtigen können.

Coachings und Aufsicht

Ob es bei Finanz- oder Investment-Coachings Berührungspunkte zur Aufsicht durch die BaFin oder die Gewerbeaufsichtsämter gibt, hängt davon ab, was in den Online-Kursen tatsächlich geschieht:

Coaching im Sinne von Lebenshilfe oder Wissensvermittlung unterliegt keiner Aufsicht – weder die BaFin noch eine andere Behörde sind zuständig.

Wenn die Betreffenden aber beispielsweise in einem Eins-zu-Eins-Coaching Personen konkrete Geschäfte mit sogenannten Finanzinstrumenten wie beispielsweise Aktien, Fondsanteilen und Kryptowerten usw. empfehlen, können sie eine Erlaubnis – je nach Geschäftsmodell der BaFin oder der zuständigen Gewerbeaufsicht - benötigen. Das ist der Fall, wenn die Empfehlung auf einer Prüfung der persönlichen Umstände der jeweiligen Personen beruht. Dasselbe gilt, wenn in Einzel- oder Gruppencoachings der Eindruck vermittelt wird, konkrete Investments in Geldanlagen seien für die Teilnehmenden (persönlich) geeignet. Wenn sie einem größeren Personenkreis Anlagestrategie- und Anlageempfehlungen zu bestimmten Finanzinstrumenten geben, müssen die Betreffenden Transparenzpflichten beachten und eine Anzeige bei der BaFin abgeben. Wenn sie nur Werbung für andere Anbieter betreiben oder für diese Kundschaft einwerben oder vermitteln, brauchen sie keine Erlaubnis. Die elektronische Annahme und Weiterleitung von Kaufentscheidungen kann aber eine erlaubnispflichtige Anlage- oder Abschlussvermittlung darstellen.

Informationen beispielsweise zu vertraglich gebundenen Vermittlern und unabhängigen Honorar-Anlageberatern finden Sie in den Datenbanken und Übersichten der BaFin. Ob die Betreffenden über eine Erlaubnis der Gewerbeaufsichtsämter verfügen, können Sie im Vermittlerregister der Deutschen Industrie- und Handelskammer nachlesen.

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