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Stand:geändert am 17.08.2023 | Thema Verbraucherschutz Social Trading - Plattformen zur Signalgebung und automatisierten Auftragsausführung

Social Trading ist eine Anlageform, bei der Sie (als sogenannter „Follower“) die Anlagestrategien bzw. die Portfolios anderer Mitglieder eines sozialen Netzwerks einsehen, diskutieren und nachbilden können.

Social Trading läuft typischerweise wie folgt ab:

  • Der Betreiber stellt Ihnen eine Online-Plattform zur Verfügung. Auf dieser Plattform können Sie als Follower die öffentlich geführten Depots und Handelsentscheidungen der Trader (sogenannter Signalgeber) beobachten.
  • Voraussetzung dafür ist meistens, dass Sie sich bei der Plattform registrieren. Danach wählen Sie eine Handelsstrategie aus, die zu Ihren Anlagezielen passen muss. Um die einzelnen Handelsentscheidungen für Ihr Depot zu kopieren und ausführen zu lassen, müssen Sie vorher zwingend Ihr Einverständnis erteilen.
  • Sofern Sie als Follower Ihr Einverständnis zur automatisierten Auftragsausführung gegeben haben, leitet die Plattform die Handelsentscheidung des Traders als Ihre Order an einen Kooperationspartner der Plattform weiter. Der Kooperationspartner ist in der Regel ein Finanzdienstleistungsunternehmen oder ein Kreditinstitut, bei dem Sie und die Trader ihre Social Trading-Depots führen.
  • Der Kooperationspartner führt dann Ihre übermittelte Order aus und verbucht sie in Ihrem Social Trading-Depot. Gegebenenfalls erhält die Plattform für die Übermittlung der Order an den Kooperationspartner eine Provision. Auch der Signalgeber kann daran beteiligt werden.

Wie unterscheiden sich Social Trading-Plattformen?

Ein großer Unterschied zwischen den einzelnen Social Trading-Plattformen besteht im Umfang der Finanzprodukte, die über die Plattform handelbar sind. Auf einigen Social Trading-Plattformen investieren Sie zum Beispiel ausschließlich in bestimmte Finanzinstrumente, wie etwa Differenzkontrakte (Contracts For Difference - CFD). Auf anderen Plattformen können Sie in ein breites Spektrum an Aktien, Fonds, Zertifikaten und Hebelprodukten investieren.

Zuweilen werden die Handelsstrategien der Trader auch in einem eigenen Wertpapier („Zertifikat“) verbrieft. Die Zertifikate werden dann gemeinsam mit einer Bank emittiert und sind damit frei an der Börse handelbar. Der Follower erwirbt dann lediglich das Zertifikat und partizipiert – je nach Kursverlauf – am Erfolg oder Misserfolg der Anlagestrategie des Traders. Im Gegensatz zur klassischen Copy-Trading-Variante spart der Follower in einem solchen Modell zwar die Transaktionskosten für Einzelinvestments, gleichzeitig trägt er für das Zertifikat jedoch auch das Emittentenrisiko. Fällt beispielsweise das Zertifikat aus, etwa in Folge einer Schieflage der emittierenden Bank, so verliert der Kunde im Extremfall sein Investment.

Der Mechanismus des Social Trading kann auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen:

  • Einige Anbieter agieren als reine Plattformen, welche den Signalgeber und die Follower zusammenbringen. Sie bieten aber selbst keine Depotführung an. Der Follower benötigt dann ein separates Depot, über das die Transaktionen ausgeführt werden. Die Verbindung zwischen dem Signalgeber und dem Depot des Followers wird in diesem Fall über eine Vereinbarung zwischen depotführender Bank, Social Trading-Plattform und Anleger hergestellt.
  • Andere Social Trading-Anbieter bieten ihren Kunden auch die Depotführung an. Sie verwahren also das Geld bzw. die Finanzprodukte für den Anleger selbst.

Welche Chancen und Risiken sind mit Social Trading verbunden?

Social Trading wird oft als kostengünstige Alternative zu einer professionellen Vermögensverwaltung beworben. Demnach können Anleger beim Social Trading - im Vergleich zum klassischen Aktienhandel - vor allem von zwei Faktoren profitieren:

  • Es sind geringere Anlagesummen möglich. Zum Beispiel können über den Handel mit CFDs auch Bruchstücke einer Aktie erworben werden. Dies wird als „fractional trading“ bezeichnet.
  • Die Kosten und Gebühren können im Vergleich zum klassischen Vermögensmanagement geringer ausfallen.

Allerdings gehen diese potenziellen Vorteile auch mit potenziell höheren Risiken einher. So können zum Beispiel die im Social Trading öfter gehandelten Hebelprodukte schneller Verluste generieren und eventuell sogar in einer Nachschusspflicht für den Anleger münden.

Weiterhin müssen Sie sich als Anleger bewusst sein, dass der „Vorteil“, sich nicht um jede Anlageentscheidung selbst kümmern zu müssen, mit einem entsprechenden Kontrollverlust einhergeht: Sie räumen dem Trader ein, über Ihr eigenes Vermögen (mit) zu verfügen. Sie sollten deshalb bei der Auswahl der Trader besonders sorgfältig vorgehen. Konkret bedeutet dies, dass Sie sich über den Trader, seine Ziele und die aus Ihrer Sicht relevanten Kennzahlen informieren müssen.

Als Anleger sollten Sie sich zudem bewusst sein, dass Trader Strategien verfolgen, die sie selbst als zielführend erachten. Social Trading kann daher eine ganzheitliche Anlagestrategie nicht ersetzen. Als Follower sollten Sie deshalb kritisch prüfen, ob Ihre eigenen Bedürfnisse und Anlageziele mit der Strategie der Trader, denen Sie folgen, übereinstimmen.

Zusätzlich sollten Sie sich mit den Charakteristiken und Risiken der gehandelten Finanzinstrumente vertraut machen. So können Trader je nach Anlagestrategie die gesamte Bandbreite von Finanzinstrumenten einsetzen – von konservativen Instrumenten wie risikoarmen Fonds bis zu hochspekulativen Instrumenten wie Derivaten oder CFDs. Oft beschränken Plattformen auch die Auswahl an Finanzinstrumenten und lassen zum Beispiel nur die Nutzung von CFDs, Forex oder binären Optionen zu. Für diese hochspekulativen Produkte bestehen Anlegerwarnungen internationaler und nationaler Aufsichtsbehörden.

Welche Kosten und Gebühren können beim Social Trading auf mich zukommen?

Die Handelssoftware, die erforderlich ist, um den Handelssignalen der Trader zu folgen, stellen die Social Trading-Anbieter in der Regel kostenfrei zur Verfügung. Auch für die Eröffnung eines Accounts und die Auswahl der Trader fallen normalerweise keine unmittelbaren Gebühren an.

Kosten und Gebühren fallen für Sie als Anleger in der Regel erst an, wenn Sie Aufträge zur automatisierten Order erteilen. Für jede ausgeführte Order, mit der die Order des Traders für Sie kopiert und ausgeführt wird, erhebt der Anbieter eine Gebühr. Entweder erhebt er diese direkt und weist sie gesondert aus, oder er preist sie im sogenannten Spread ein. Der Spread ist die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs, also dem Ankaufs- und Verkaufspreis eines Finanzinstruments.

Daneben können je nach Finanzinstrument, das Sie im Zuge des Social Trading erwerben, weitere produktimmanente Kosten entstehen. So werden bei manchen CFDs spezielle Gebühren fällig, wenn man das Finanzinstrument über Nacht hält. Für Zertifikate oder Fonds können zusätzlich Zertifikats- oder Verwaltungsgebühren fällig werden. Zusätzlich werden teilweise Performancegebühren erhoben, falls bestimmte Renditeziele erreicht werden.

Schließlich können weitere allgemeine Kosten und Gebühren anfallen, die nicht unmittelbar aus dem Social Trading selbst entstehen, jedoch mit diesem in Verbindung stehen, zum Beispiel die Gebühr für das zugrunde liegende Wertpapierdepot.

Was muss ich beim Social Trading beachten?

Als Anleger sollten Sie unbedingt die Funktionsweisen und Risiken der Produkte verstehen, in die Sie investieren. Sie sollten idealerweise Erfahrung mit Wertpapieren und Vermögensanlagen haben. Nur so können Sie überhaupt beurteilen, welche Plattform, welche Handelsstrategie eines Traders und welche zugrundeliegenden Finanzinstrumente zu Ihrer Vermögensplanung passen. Grundsätzlich steigt auch beim Social Trading die Wahrscheinlichkeit, eine positive Rendite zu erwirtschaften, wenn Sie sich für Ihre Investitions- und Anlageentscheidungen ausreichend Zeit nehmen.

Achten Sie deshalb bei der Auswahl der Plattform insbesondere auf folgendes:

  • Die Geschäftsabläufe sind transparent und verständlich dargestellt. Es ist möglich, sich über ein Demokonto mit den Abläufen vertraut zu machen.
  • Die Auswahl an einstellbaren Risikoparametern auf der Plattform ist groß genug und entspricht Ihren Anforderungen (zum Beispiel Stop-Loss-Aufträge oder Take-Profit-Aufträge).
  • Nachschusspflichten können ausgeschlossen werden.
  • Die Plattform hat für ihr Geschäft die Erlaubnis einer Aufsichtsbehörde aus einem EU-Mitgliedsstaat.
  • Sie müssen Ihre Ansprüche im Fall von Streitigkeiten durchsetzen können. Das kann schwierig sein – insbesondere, wenn ein Gerichtsstand außerhalb der EU vereinbart wurde.

Achten Sie ferner bei der Auswahl des Traders auf folgendes:

  • Nach welchen Kriterien lässt die Plattform Trader zu?
  • Nach welchen Kriterien überwacht die Plattform ihre registrierten Trader? Überwacht sie insbesondere, ob die Trader den Echtgeldhandel betreiben, also reales Geld investieren?
  • Genügen Ihnen die auf der Plattform einsehbaren Daten und Kennzahlen, um einen Trader auszuwählen, und verstehen Sie deren Aussagekraft? (Dies sind zum Beispiel Maximum Drawdown, Sharpe Ratio oder Volatilität.)

Verbraucherschutz-Podcast: Social Trading - Was steckt dahinter?

„Es ist definitiv nichts, was sich für eine langfristige Geldanlage eignet und auch was man mit einem großen Kapitaleinsatz machen sollte“, betont Judith Henke die Risiken, die mit der Anlageform Social Trading verbunden sind. Für diejenigen, die Wissen zu Geldanlagethemen erwerben möchten, kann Social Trading aber durchaus interessant sein.

Verbraucherschutz-Podcast: Social Trading - Was steckt dahinter?

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