Thema Prospekte Grundregeln der Geldanlage
Inhalt
- Überblick über die eigenen Finanzen verschaffen
- Rücklagen für den Notfall bilden
- Schulden auflösen
- Anlageziel festlegen
- Nicht alles auf eine Karte setzen
- Die passende Geldanlage finden
- Kosten und Provisionen prüfen und vergleichen
- Informationen über Finanzprodukte und Anbieter einholen
- Vor unseriösen Angeboten in Acht nehmen
- Portfolio regelmäßig überprüfen
Planen Sie, einen Teil Ihres Geldes anzulegen – etwa zur Altersvorsorge oder um eine Immobilie zu erwerben? Bekommen Sie bald Ihre Renten- oder Lebensversicherung ausgezahlt? Haben Sie vielleicht eine Erbschaft gemacht?
Egal aus welchem Grund Sie investieren wollen: Sie sollten sich nicht nur mit den Chancen der verschiedenen Anlageformen befassen, sondern auch mit deren Risiken. Hinzu kommt: Nicht jedes Produkt ist für jeden Menschen gleich gut geeignet. Bevor Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie sich überlegen, welches Investment zu Ihren Bedürfnissen und Zielen passt.
Hier lesen Sie, was Sie bei einer Geldanlage beachten sollten. Die Informationen können Ihnen auch bei der Vorbereitung auf ein Gespräch bei einem (Honorar-)Anlageberater oder einer (Honorar-)Anlageberaterin helfen. Dies gilt unabhängig davon, ob Sie mit einem Berater sprechen, der dafür eine Provision von Dritten erhält, oder mit einem Berater, dem Sie dafür ein Honorar zahlen.
Überblick über die eigenen Finanzen verschaffen
Beginnen Sie mit einer Bestandaufnahme: Wie ist Ihre finanzielle Situation? Auch ein Anlageberater bzw. eine Anlageberaterin wird Sie bei einem Beratungsgespräch nach Ihren finanziellen Verhältnissen fragen.
In Ihre Bestandsaufnahme gehört eine Aufstellung Ihres Vermögens, aber auch Ihrer Verbindlichkeiten:
- Wie hoch ist Ihr Geldvermögen (zum Beispiel Guthaben auf Girokonten, Tagesgeldkonten, Festgeldkonten oder Sparkonten)?
- Wie hoch ist Ihr Wertpapiervermögen?
- Haben Sie weiteres Vermögen (zum Beispiel Immobilien)?
- Haben Sie Schulden (zum Beispiel aus Krediten und Darlehen)? In welcher Höhe?
Darüber hinaus sollten Sie Ihre regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellen:
- Welche regelmäßigen Einkünfte erzielen Sie (zum Beispiel Gehalt, Rente, Pension, Mieteinnahmen, Kapitaleinkünfte)?
- Welche regelmäßigen Verpflichtungen haben Sie (zum Beispiel Miete oder Darlehensraten für selbstgenutzte Immobilien, Nebenkosten für Haus oder Wohnung, sonstige Kreditraten, Unterhaltszahlungen, Versicherungen, Ausgaben für Lebensmittel, Kleidung, Mobilität und andere Lebenshaltungskosten)?
Nachdem Sie sich einen Überblick über Ihre Vermögenssituation verschafft und Ihre Einnahmen und Ausgaben gegenübergestellt haben, wissen Sie, welche finanziellen Mittel Ihnen ungefähr noch für die Geldanlage zur Verfügung stehen.
Rücklagen für den Notfall bilden
Auch wenn Sie über ein finanzielles Polster verfügen, sollten Sie jederzeit mit unerwarteten Ausgaben rechnen – etwa für eine größere Reparatur an Ihrem Auto oder den Ersatz eines defekten Haushaltsgeräts. Unter Umständen müssen Sie sofort handeln und können nicht erst eine Geldanlage auflösen.
Wichtig ist
Mit einer Notfallrücklage, auch Liquiditätsreserve genannt, können Sie unerwartete Kosten meist sofort decken. Als Faustregel für die Höhe einer sofort verfügbaren Geldreserve werden von Expertinnen und Experten häufig drei Monatseinkommen empfohlen.
Als Notfallrücklage eignen sich nur sichere und schnell verfügbare Geldanlagen wie Spar- und Tagesgeldkonten.
Denn selbst wenn ein Finanzprodukt sofort kündbar ist, kann es eine Weile dauern, bis Sie über Ihr Geld verfügen können. Auch Anteile an Investmentfonds oder eine gut handelbare Aktie eignen sich nicht als Notfallrücklage. Sie sollten nicht in die Situation kommen, zum Beispiel Aktien verkaufen zu müssen, die sich gerade in einem Kurstief befinden.
Schulden auflösen
Regelmäßige Zinsen, die Sie für einen laufenden Kredit- oder Darlehensvertrag zahlen müssen, sind meist höher als die Rendite, die Sie für den gleichen Betrag mit einer Geldanlage erzielen können. Prüfen Sie daher immer, ob Sie die vorzeitige Tilgung von Verbindlichkeiten einer Geldanlage vorziehen.
Diese Regel gilt vor allem bei Dispositionskrediten. Wenn Sie die Möglichkeit der Überziehung Ihres Girokontos nutzen, müssen Sie dafür Kreditzinsen zahlen. Sie sollten immer zuerst dafür sorgen, dass Ihr Girokonto ausreichend gedeckt ist.
Ähnlich verhält es sich bei Konsumentenkrediten – beispielsweise für den Kauf eines Autos oder einer Küche. Ihre regelmäßige Zinslast ist bei solchen Krediten zwar nicht so hoch wie bei einem Dispositionskredit. Im Normalfall ist sie aber deutlich höher als die Rendite, die Sie für eine Geldanlage in gleicher Höhe erhalten. Sollten Sie also über einen laufenden Konsumentenkredit verfügen, prüfen Sie Ihren Kreditvertrag und fragen bei Ihrem Kreditinstitut nach, welche Möglichkeiten für eine teilweise oder vollständige Sondertilgung bestehen.
Zahlen Sie ein Immobiliendarlehen ab? Sie sollten dann prüfen, ob Ihr Vertrag die Möglichkeit einer einmaligen oder regelmäßigen Sondertilgung vorsieht oder ob Sie den Tilgungssatz variabel ändern können. Wenn ja, kann eine vorzeitige Rückzahlung oder Erhöhung des Tilgungssatzes rentabler für Sie sein, als Ihr Geld anzulegen. Je schneller Sie ein Immobiliendarlehen tilgen, umso geringer wird die Zinslast – und damit auch Ihre Verbindlichkeit gegenüber Ihrem Kreditinstitut.
Doch Vorsicht: Wenn Sie Ihr Immobiliendarlehen vor Ende der Zinsbindungsfrist vollständig zurückzahlen wollen, kann Ihr Kreditgeber eine Vorfälligkeitsentschädigung bzw. ein Vorfälligkeitsentgelt verlangen. Sie sollten Ihren Darlehensvertrag prüfen und mit Ihrem Kreditgeber über Möglichkeiten und Kosten, die mit einer Tilgung oder Rückzahlung verbunden wären, sprechen.
Anlageziel festlegen
Wollen Sie etwas von Ihrem Vermögen oder Ihren Einkommensüberschüssen für die Altersvorsorge oder die Ausbildung Ihrer Kinder zurücklegen? Oder planen Sie eine größere Investition, zum Beispiel den Erwerb eines neuen Autos und eines Eigenheims?
Wer sein Geld anlegt, möchte meist einen möglichst hohen Ertrag erzielen. Zugleich soll das Risiko gegen Null gehen und das angelegte Geld am besten kurzfristig verfügbar sein. Eine Geldanlage, die alle diese Kriterien erfüllt, gibt es nicht. Bevor Sie sich für bestimmte Anlageprodukte entscheiden, sollten Sie sich Ihre persönlichen Bedürfnisse und Ziele bewusst machen.
Die drei klassischen Anlageziele sind Sicherheit, Verfügbarkeit und Rendite.
- Sicherheit
Wenn Sie ein eher sicherheitsorientierter Anlegertyp sind, kann es sein, dass Sie in erster Linie auf Vermögenserhalt setzen und keine oder nur wenige Kapitalverlustrisiken eingehen möchten. - Verfügbarkeit
Machen Sie sich Gedanken darüber, wie lange Sie auf das Geld verzichten können, das Sie anlegen. Das gilt vor allem, wenn Sie Ihr Geld zwecks einer höheren Rendite längerfristig anlegen wollen. Denken Sie daran, dass Sie möglicherweise kurzfristig über Geld verfügen müssen, etwa für den barrierefreien Umbau Ihrer Wohnung oder wenn Sie Unterstützung im Haushalt benötigen. - Rendite
Wollen Sie eine hohe Rendite erzielen, müssen Sie bereit sein, entsprechend hohe Risiken einzugehen. Sind Sie das? Oder sind Sie ein sicherheitspräferierender Typ und wollen ein Verlustrisiko sogar möglichst ausschließen? Grundsätzlich gilt: Je höher die in Aussicht gestellte Rendite, desto höher ist Ihr Kapitalverlustrisiko.
Je nachdem, welches der drei Anlageziele für Sie besonders wichtig ist, müssen Sie im Regelfall bei mindestens einem der beiden anderen Anlageziele Abstriche hinnehmen.
Das „magische Dreieck der Geldanlage“ verdeutlicht das Spannungsverhältnis der drei konkurrierenden Anlageziele. Das Dreieck zeigt, dass Sie immer nur höchstens zwei der drei Ziele erreichen können. Richten Sie Ihren Fokus auf zwei Ziele, vernachlässigen Sie zwangsläufig das dritte.
Konkurrierende Ziele: Magisches Dreieck der Geldanlage
Ein für Sie geeignetes Finanzprodukt sollte Ihren Anlagezielen, Ihrer Risikotoleranz, Ihren finanziellen Verhältnissen und insbesondere Ihrer Fähigkeit entsprechen, Verluste zu tragen. Ebenfalls wichtig: Ihre Kenntnisse, Erfahrungen und Nachhaltigkeitspräferenzen. Bei den zuletzt genannten sollten Sie außerdem entscheiden, ob Ihnen ökologische und soziale Aspekte bei Ihrer Anlageentscheidung wichtig sind und Sie Interesse an Anlagen von Unternehmen mit nachhaltiger Unternehmensführung haben.
Gut zu wissen
Gerät Ihre Bank oder Ihr Wertpapierhandelsunternehmen in Zahlungsschwierigkeiten, schützen Einlagensicherung und Anlegerentschädigung Ihre Guthaben und Forderungen in einem gewissen Umfang. Ähnliches gilt für Lebens- und private Krankenversicherungsunternehmen.
Nicht alles auf eine Karte setzen
Investieren Sie Ihr gesamtes Vermögen möglichst nicht in nur einen Vermögenswert. Verteilen Sie es besser auf verschiedene Anlageformen. Damit grenzen Sie Verlustrisiken ein und können insgesamt stabilere Renditen erwarten.
Eine ausgewogene Vermögensstreuung ist wichtig: Denn damit erhöhen Sie Ihre Chance, den Verlust bei einer Ihrer Geldanlagen durch Gewinne aus anderen Investitionen aufzufangen. Mit anderen Worten: Wenn Sie Ihr Kapital sinnvoll streuen, mindern Sie die Gefahr, dass Sie beim Totalverlust eines einzelnen Anlageprodukts Ihr gesamtes investiertes Vermögen verlieren.
Ihr Anlageportfolio sollte daher möglichst verschiedene Geldanlagen enthalten: aus unterschiedlichen Anlageklassen, mit verschiedenen Laufzeiten und – je nach persönlicher Risikoneigung – mit unterschiedlichen Risiken. Besprechen Sie dies auch mit Ihrem Anlageberater oder Ihrer Anlageberaterin. Denn diese müssen Ihnen Anlageprodukte empfehlen, die für Sie geeignet sind und deren Funktionsweise und Risiken Sie verstehen können.
Die passende Geldanlage finden
Es gibt viele Arten von Finanzprodukten mit sehr unterschiedlichen Anlagezielen.
Ein Girokonto benötigen Sie, um Ihre regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben zu verwalten. Es ist allerdings nicht das passende Finanzprodukt, um Geld zu sparen oder anzulegen.
Geld, das Sie nicht unmittelbar benötigen, sollten Sie auf unterschiedliche für Sie geeignete Anlageprodukte verteilen.
Wichtig ist
Investieren Sie nur in Finanzprodukte, die Sie auch verstehen!
Klassische Anlageprodukte sind zum Beispiel das Tagesgeldkonto und das Sparbuch. Zinserträge erhalten Sie für Ihre Einlagen dabei je nach Zinsniveau. Die Anlageformen eignen sich auch als Notfallreserve. Denn Ihr Geld ist schnell verfügbar, wenn Sie es brauchen.
Eine höhere Verzinsung können Sie erzielen, wenn Sie in der Lage sind, einen Teil Ihres Vermögens für einen längeren Zeitraum anzulegen, etwa auf einem Festgeldkonto oder in einem Sparbrief.
Mit einer Geldanlage in Wertpapieren wie Aktien und Anleihen gehen Sie im Allgemeinen ein höheres Kapitalverlustrisiko ein, können aber auch bessere Ertragsaussichten haben. Je nach Art, Typ und Emittent des Wertpapiers sind die Risiken von Wertpapieren sehr unterschiedlich.
Zu den Wertpapieren zählen auch Anteile an Investmentfonds und Indexfonds wie etwa börsengehandelte Fonds (ExchangeTraded Funds – ETFs). Bei Fonds investiert eine Kapitalanlagegesellschaft die Anlegergelder nach dem Prinzip der Risikomischung in unterschiedliche Vermögensgegenstände, zum Beispiel in verschiedene Wertpapiere. Damit können Risiken in einem gewissen Maß gestreut werden.
Manche Wertpapiere gelten als besonders spekulativ – zum Beispiel Optionsscheine und viele Zertifikate. Bei solchen Finanzinstrumenten ist das Verlustrisiko unter Umständen schwer kalkulierbar und kann bis zum Totalverlust reichen. Für den Erwerb derartiger Produkte benötigen Sie tiefergehende Kenntnisse und weitreichende Erfahrungen.
Wichtig ist
Wertpapiere eignen sich zur langfristigen Geldanlage. Der Kurs eines Wertpapiers kann ebenso schnell steigen, wie er fallen kann. Wenn Sie in Wertpapiere investieren, sollten Sie Kursschwankungen einkalkulieren und aushalten können. Beeinflusst werden die Kurse von der Geschäftspolitik der Unternehmen, aber auch von äußeren Faktoren. Fällt der Kurs eines Wertpapiers unter den Einstandskurs, zu dem Sie es erworben haben, erleiden Sie bei einem Verkauf einen Kapitalverlust.
Bei Wertpapieren wie Aktien erhöht ein langer Anlagezeitraum historisch betrachtet die Chance, dass sich die Rendite stabil entwickelt.
Wichtig ist
Die Funktionsweisen, Chancen und Risiken bei Geldanlagen in Wertpapieren sind sehr unterschiedlich. Informieren Sie sich möglichst umfassend, bevor Sie sich entscheiden. Fragen Sie zudem beim Anlageberater bzw. bei der Anlageberaterin Ihrer Bank, beim Emittenten oder Anbieter genau nach, wenn Sie sich für ein bestimmtes Produkt interessieren.
Auch andere Sachwerte können Geldanlagen sein, beispielsweise Immobilien.
Planen Sie den Erwerb einer Immobilie? Dann sollten Sie sich zunächst ausreichend über deren Zustand informieren. Kalkulieren Sie auch Kaufnebenkosten, etwaige Renovierungskosten sowie Unterhaltungs und Instandhaltungskosten ein – vor allem bei älteren Immobilien.
Auswahl geeigneter Finanzprodukte treffen
Um herauszufinden, welche Finanzprodukte sich für Ihre Geldanlage eignen können, sollten Sie sich eine Reihe von Fragen stellen. Zum Beispiel die folgenden:
Welche/s Anlageziel/e verfolgen Sie mit der Geldanlage?
- Liquiditätsaufbau
- Vermögensaufbau
- Erwerb einer Immobilie
- Altersvorsorge
- Finanzierung der Ausbildung der Kinder
- Sonstige größere Investitionen (zum Beispiel eine neue Küche)
- Spekulation
Wie wollen Sie Geld anlegen?
- Einmalig einen bestimmten Betrag und in welcher Höhe?
- Eine regelmäßige Sparrate und in welcher Höhe?
Wie lange wollen Sie Ihr Geld anlegen?
- Bis zu welchen Datum wollen Sie Ihr/e Anlageziel/e erreicht haben?
Wie ausgeprägt ist Ihre Risikobereitschaft?
- Ich bin nicht bereit, Verluste hinzunehmen.
- Ich bin bereit, einen Verlust bis zu einem gewissen Anteil des eingesetzten Kapitals bzw. Guthabens für höhere Renditemöglichkeiten zu riskieren.
- Ich bin bereit, einen vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals bzw. Guthabens für höhere Renditemöglichkeiten zu riskieren.
Wie schnell soll Ihr Geld verfügbar sein?
- Jederzeit verfügbar
- Jederzeit kündbar (Hinweis: Kündigungsfristen beachten!)
- Verfügbar bis zu einem bestimmten Datum
- Sonstige Voraussetzungen zur Verfügbarkeit
Welche Kenntnisse und Erfahrungen haben Sie?
- Welche Finanzprodukte kennen Sie?
- Mit welchen Finanzinstrumenten und Finanzdienstleistungen haben Sie Erfahrungen gemacht?
- Über welchen Zeitraum haben Sie die Erfahrungen gesammelt?
- Wie viele Geschäfte haben Sie in den vergangenen Jahren getätigt?
- Welche Beträge haben Sie eingesetzt?
Machen Sie sich Notizen. Diese können Ihnen auch zur Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch bei einem Anlageberater bzw. einer Anlageberaterin dienen. Sie können diese Informationen zum Beratungstermin mitnehmen. Der Berater bzw. die Beraterin wird Ihnen diese oder ähnliche Fragen stellen, möglicherweise werden Sie aber auch um weitere Angaben gebeten. Bei einem Beratungsgespräch können Sie zudem andere Anlageziele nennen oder Vorgaben machen, die Ihnen wichtig sind.
Wichtig ist
Kaufen Sie keine Finanzprodukte,
- die Sie nicht verstehen,
- die nicht mit Ihren Anlagezielen in Einklang zu bringen sind oder
- die Sie finanziell nicht tragen können.
Ob ein Wertpapierprodukt für Sie geeignet ist, können Sie mithilfe einer Geeignetheitserklärung beurteilen. Ein Anlageberater bzw. eine Anlageberaterin muss Ihnen diese Erklärung in Form eines Dokuments vor Vertragsschluss zur Verfügung stellen. Damit wird gewährleistet, dass Sie die Gründe der Wertpapierempfehlung nachvollziehen können.
In unserem Beitrag „Anlageberatung – Was Sie als Kundin und Kunde beachten sollten“ erfahren Sie, wie eine typische Anlageberatung im Wertpapierbereich abläuft, welche Informationen Ihnen der Berater bzw. die Beraterin geben muss und welche Aufzeichnungspflichten es gibt.
Ob ein Versicherungsprodukt für Sie geeignet ist, können Sie bei einem Beratungsgespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Versicherungsmaklern oder -vertretungen sowie unabhängigen Versicherungsberatungen erörtern.
Kosten und Provisionen prüfen und vergleichen
Mit einer Geldanlage können unterschiedliche Kosten verbunden sein, die die Rendite schmälern. Denken Sie zum Beispiel an Abschlussprovisionen, Ausgabeaufschläge (Agios), jährliche Managementgebühren und Verwaltungskosten.
Welche Kosten entstehen und wie hoch sie ausfallen, hängt einerseits vom Finanzprodukt und dessen Anbieter bzw. Emittenten ab, andererseits vom Dienstleister, der Ihnen das Finanzprodukt vermitteln will und dafür möglicherweise eine Vertriebsprovision erhält.
Damit Sie beurteilen können, ob die Investition in ein bestimmtes Finanzprodukt rentabel für Sie ist, sollten Sie wissen, wie hoch die Kosten sind und wie sich diese auf die Rendite auswirken.
Gut zu wissen
Wertpapierdienstleister sind verpflichtet, ihren Kundinnen und Kunden Informationen über alle Kosten und Nebenkosten zur Verfügung zu stellen, bevor sie ein Geschäft abschließen.
Auch Versicherungsunternehmen sind teilweise verpflichtet, ihren Versicherungsnehmerinnen und -nehmern vor Vertragsabschluss ein Produktinformationsblatt auszuhändigen. Dieses enthält unter anderem Angaben zu den Kosten.
Die mit einer Geldanlage verbundenen Kosten sind für eine Anlageentscheidung von hoher Bedeutung. Durch die Kosteninformationen haben Sie die Möglichkeit, das Ihnen empfohlene Produkt mit anderen gleichartigen Produkten zu vergleichen.
Nehmen Sie sich die Zeit und lesen Sie sich insbesondere die Informationsdokumente durch, die Ihnen der Berater bzw. die Beraterin zur Verfügung stellt, wie etwa Produktinformationsblätter und gegebenenfalls gesonderte Kosteninformationen.
Wichtig ist
Bevor Sie investieren, sollten Sie sich vom Berater bzw. von der Beraterin, vom Vermittler bzw. von der Vermittlerin oder vom Emittenten bzw. Anbieter genau über alle mit der Geldanlage verbundenen Kosten aufklären lassen – und diese idealerweise einmal gemeinsam durchrechnen!
Bei einem Beratungsgespräch helfen Ihnen beispielsweise die folgenden Fragen, um die mit der Geldanlage verbundenen Kosten und deren Auswirkungen auf die Rentabilität eines Finanzprodukts besser einschätzen zu können:
- Welche Kosten oder Gebühren sind einmalig und welche fallen jährlich an? Wie hoch fallen die Kosten insgesamt aus?
- Fallen mit dem Erwerb Kosten bzw. Provisionen oder Honorare für die Dienstleistung des Beraters bzw. der Beraterin oder des Vermittlers bzw. der Vermittlerin an? Wie hoch sind die Kosten?
- Wie hoch sind die Gesamtkosten?
- Wie wirken sich die Gesamtkosten auf die Rendite aus?
Informationen über Finanzprodukte und Anbieter einholen
Bevor Sie eine bestimmte Investition tätigen, sollten Sie das Finanzprodukt verstanden und sich über den Emittenten bzw. Anbieter informiert haben. Dies können Sie zum Beispiel auf folgenden Wegen tun:
Bei der BaFin
Informationen darüber, ob ein bestimmtes Unternehmen von der BaFin zugelassen ist, finden Sie in der Unternehmensdatenbank der BaFin. Stellt die Aufsicht fest, dass unerlaubt Finanzgeschäfte betrieben werden, hat sie umfangreiche Kompetenzen, um diese unverzüglich einzustellen und abzuwickeln. Die Einstellungs- und Abwicklungsanordnungen finden Sie hier. Bitte beachten Sie aber, dass die Warnungen auf der Website der BaFin aufgrund der großen Zahl der betrügerischen Anbieter sowie ständig wechselnder Praktiken nie vollständig sind.
Wichtig ist
Selbst wenn das Unternehmen von der BaFin zugelassen worden ist, ändert dies nichts daran, dass Sie Ihr Geld verlieren können, wenn Sie Geschäfte mit diesem Unternehmen tätigen.
Auf ihrer Website informiert die BaFin Sie über die Funktionsweisen und Risiken der wichtigsten Bank- und Versicherungsprodukte, Wertpapiere und Geldanlagen.
Die BaFin will auf diese Weise eine erste Orientierungshilfe geben und Vergleiche erleichtern. Produkte oder Anbieter darf sie aber nicht empfehlen.
BaFin-Verbrauchertelefon
Verbraucherinnen und Verbraucher können sich zudem montags bis freitags von 8.00 bis 18.00 Uhr beim Verbrauchertelefon der BaFin informieren. Die Rufnummer: 0800 2100 500 bzw. +49 (0) 228 299 70 299 (für Anrufe aus dem Ausland).
Bei den Verbraucherzentralen
Informationen rund um die Geldanlage halten beispielsweise der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. und die örtlichen Verbraucherzentralen bereit.
Beim Emittenten oder Anbieter
Wesentliche Informationen über den Emittenten, das angebotene Produkt und die damit verbundenen Risiken finden Sie im Wertpapierprospekt bzw. Wertpapierinformationsblatt oder im Vermögensanlagenverkaufsprospekt bzw. Vermögensanlageninformationsblatt. Diese Dokumente müssen Emittenten, Anbieter oder Zulassungsantragsteller von Wertpapieren bzw. Anbieter von Vermögensanlagen veröffentlichen.
Übersichten der bei der BaFin hinterlegten Dokumente finden Sie in unseren Datenbanken.
Wichtig ist
Haben Sie Zweifel an einem Finanzprodukt, dem Emittenten oder Anbieter? Dann sollten Sie nicht investieren! Können die Zweifel auch bei einer Beratung nicht beseitigt werden, sollten Sie unter keinen Umständen investieren!
Vor unseriösen Angeboten in Acht nehmen
Ein unseriöses Angebot zu erkennen, ist nicht immer einfach. Welche Warnsignale es gibt und wie Sie unseriöse Anbieter erkennen, erfahren Sie hier.
Wichtig ist
Lassen Sie sich nicht zu einem Abschluss drängen. Nehmen Sie sich ausreichend Bedenkzeit und beraten Sie sich mit einer Person Ihres Vertrauens, bevor Sie Ihr Geld investieren.
Einen weiteren Punkt müssen Sie bei Wertpapier- und Vermögensanlagen beachten: Die BaFin billigt Prospekte und gestattet die Veröffentlichung von Wertpapier- und Vermögensanlageninformationsblättern. Es gehört jedoch nicht zu den Aufgaben der BaFin, die Prospektangaben und Wertpapier- oder Vermögensanlageninformationsblätter auf inhaltliche Richtigkeit zu prüfen. Die Aufsicht kann folglich weder die Bonität des Emittenten prüfen noch dessen Seriosität. Genauso wenig kann sie die Funktionsfähigkeit bzw. wirtschaftliche Tragfähigkeit seines Geschäftsmodells prüfen.
Die BaFin darf ausschließlich prüfen, ob Prospekte vollständig sind, also alle gesetzlich geforderten Informationen enthalten, und ob sie verständlich und widerspruchsfrei sind. Bei den Wertpapier- oder Vermögensanlageninformationsblättern prüft die BaFin, ob alle gesetzlichen Mindestangaben vollständig in der vorgeschriebenen Reihenfolge vorliegen.
Für Sie bedeutet das: Hat die BaFin einen Prospekt gebilligt oder die Veröffentlichung eines Informationsblatts gestattet, heißt das weder, dass die angebotenen Produkte empfehlenswert sind noch, dass Anbieter und Produkte seriös sind.
Sie sollten zudem wissen, dass nicht alle Unternehmen von der BaFin beaufsichtigt werden, die auf dem Finanzmarkt tätig sind. Es gibt Anbieter, die keine Erlaubnis benötigen und nur wenige gesetzliche Vorgaben erfüllen müssen. Das Marktsegment, auf dem sich solche Anbieter bewegen, nennt sich Grauer Kapitalmarkt. Der Graue Kapitalmarkt ist wenig reguliert; machen Sie sich das immer bewusst.
Portfolio regelmäßig überprüfen
Ganz allgemein gilt: Wenn Sie über Geldanlagen verfügen, sollten Sie Ihr Portfolio regelmäßig prüfen.
Haben sich Ihre Pläne und Ziele, Ihre finanzielle oder Ihre persönliche Situation so grundlegend verändert, dass Ihre Investitionen nicht mehr zu Ihnen oder Ihren Bedürfnissen passen? Dann sollten Sie Ihre Geldanlage möglicherweise überdenken. Das sollten Sie auch machen, wenn sich der Markt oder einzelne Ihrer Finanzprodukte anders entwickeln als vorausgesehen.
Aber Achtung
Die (vorzeitige) Auflösung einer Geldanlage und ein Wechsel in ein anderes Produkt können auch von Nachteil sein. Manche Altverträge haben nämlich bessere Konditionen als Neuverträge. Außerdem kann eine Umschichtung mit hohen Kosten verbunden sein, die Sie mit einer Neuanlage erst einmal wieder erwirtschaften müssten.