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Thema Kapitalanlagen von Versicherern Kapitalanlagen der Erstversicherer

Beitrag aus dem Jahresbericht 2018 der BaFin

Überblick

Die deutschen Erstversicherungsunternehmen unter Aufsicht der BaFin verwalteten zum Stichtag 31. Dezember 2018 einen Kapitalanlagebestand zu Buchwerten in Höhe von 1.556 Milliarden Euro (Vorjahr: 1.517 Milliarden Euro), wie die Tabelle unten zeigt.1 Der Kapitalanlagebestand erhöhte sich 2018 um 2,5 Prozent (+39 Milliarden Euro). Im Vergleich der Versicherungssparten verzeichneten dabei die Schaden-/Unfallversicherer (+5,9 Prozent) und die Krankenversicherer(+3,6 Prozent) die größten prozentualen Anstiege. Lediglich bei den Sterbekassen verminderte sich der Kapitalanlagebestand gegenüber dem Vorjahreswert.

Schwerpunkt

Der Schwerpunkt der Kapitalanlagen lag – wie in den Vorjahren – bei festverzinslichen Wertpapieren und Schuldscheindarlehen. Bei den festverzinslichen Anlagen gab es leichte Verschiebungen. So stieg der Anteil der direkt gehaltenen börsennotierten Schuldverschreibungen im Berichtsjahr um 7,3 Prozent auf 288 Milliarden Euro an, während sich der Anteil der Anlagen bei Kreditinstituten gegenüber dem Vorjahr verminderte.

Der Bestand an Kapitalanlagen, den die Versicherungsunternehmen indirekt über Investmentfonds halten, hat sich auch 2018 überdurchschnittlich erhöht (+3,0 Prozent) und stellt – wie bereits im Vorjahr – mit 558 Milliarden Euro über ein Drittel des gesamten Kapitalanlagebestands aller Erstversicherungsunternehmen dar. Wie in den Vorjahren handelt es sich bei den über Investmentfonds erworbenen Vermögensgegenständen insbesondere um börsennotierte Papiere. Der Bestand an direkten Immobilienanlagen erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreswert um 2,2 Prozent auf 36 Milliarden Euro.

Tabelle: Kapitalanlagen der Erst-Versicherungsunternehmen

Die Tabelle zeigt die Kapitalanlagen der Erst-Versicherungsunternehmen und den jeweiligen Bestand zum 31.12.2018 und  31.12.2017 sowie die Veränderung in 2018. BaFin Tabelle: Kapitalanlagen der Erst-Versicherungsunternehmen

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Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase sind Neu- bzw. Wiederanlagen der Vermögenswerte von besonderem Interesse für die Versicherungsaufsicht. Hierdurch kann eingeschätzt werden, wie auf Risiken reagiert wird und welche Anlagetrends sich abzeichnen.2

Bei 18 örtlichen Prüfungen von Versicherungsunternehmen untersuchte die BaFin die Neu- bzw. Wiederanlagen. Im Durchschnitt legten die Unternehmen zwölf Prozent des Kapitalanlagebestands neu an. Die meisten Unternehmen bauten ihren Fondsbestand aus, wobei Unternehmensanleihen und Staatsanleihen die Anlageschwerpunkte bildeten. Daneben versuchte jedes der geprüften Unternehmen in einer bestimmten alternativen Anlageart eigene Kompetenzen aufzubauen, kleinere Unternehmen beispielsweise in Private Equity oder Private Debt. Infrastrukturanlagen hingegen sind insbesondere für die größeren Unternehmen von Interesse, obwohl sie nur einen kleinen Anteil am Kapitalanlageportfolio haben.

High-Yield-Anlagen machten nur einen geringen Anteil aus. Zuwächse zugunsten risikoreicher Anlagen beobachtete die BaFin nur bei einzelnen Unternehmen.

Nachhaltige Investitionstätigkeit im Versicherungssektor

Versicherer sind als Anbieter von Versicherungsprodukten unmittelbar und immer stärker von den direkten Auswirkungen des Klimawandels betroffen, etwa von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Stürmen und Hitzewellen. Doch auch aus Investorensicht rückt das Thema Klimawandel zunehmend in den Fokus von Versicherern – schließlich zählen Erstversicherer zu den größten institutionellen Anlegern in Deutschland.

Die Legislativvorschläge der Europäischen Kommission vom Mai 2018 zeigen, dass sich Versicherer mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage beschäftigen müssen. So enthalten die Vorschläge regulatorische Anforderungen zum Thema Nachhaltigkeit, die über die gegenwärtig bestehenden Vorgaben für Versicherer hinausgehen.

Branchenabfrage

Die BaFin führte im Berichtsjahr eine Branchenabfrage zur Investitionstätigkeit im Versicherungssektor durch. Damit wollte sie eruieren, wie und in welchem Umfang die deutsche Versicherungswirtschaft nachhaltig investiert.3

Das aktuelle Berichtswesen für Kapitalanlagen informiert nicht über die nachhaltige Investitionstätigkeit der Versicherer. Die Abfrage war daher erforderlich, um zu ermitteln, wie und in welchem Umfang die Versicherungsbranche die ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and GovernanceESG) in ihrer Kapitalanlage berücksichtigt.

Die Abfrage umfasste alle Erst- und Rückversicherungsunternehmen – mit Ausnahme der Sterbekassen – sowie Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung, die unter der Aufsicht der BaFin stehen. Grundlage für die anzugebenden Werte war die Bilanz zum 31. Dezember 2017. Da der Begriff der Nachhaltigkeit, auf den der Fragebogen aufbaute, gesetzlich bislang nicht definiert ist, war bei der Beantwortung das Verständnis des jeweiligen Unternehmens für dieses Thema entscheidend.

Ergebnisse der Abfrage

Wie sich herausstellte, stuften die betreffenden Versicherer rund 73 Prozent ihrer für die Abfrage relevanten Kapitalanlagen selbst als nachhaltig ein.

Die Ergebnisse zeigen, dass 57 Prozent der Unternehmen bei der Auswahl der Anlagen Umweltaspekte berücksichtigen. 56 Prozent legen Wert auf soziale Kriterien und knapp 55 Prozent auf Aspekte der Unternehmensführung. Knapp 16 Prozent der Unternehmen haben die Prinzipien für verantwortungsvolle Investitionen (Principles for Responsible Investment) unterzeichnet oder befolgen die Prinzipien für nachhaltige Versicherung (Principles for Sustainable Insurance). Beide Prinzipien sind von den Vereinten Nationen initiiert.

Knapp 41 Prozent der Versicherer gaben bei der Branchenabfrage an, ihre ESG-Investments ausbauen zu wollen.4

Workshops

In zwei Workshops zum Thema „Nachhaltige Investitionstätigkeit im Versicherungssektor – Integration von ESG-Kriterien in das Risikomanagement“ tauschte sich die BaFin mit Versicherern und Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung hierüber aus. Hierbei ging es vor allem darum, wie sich die regulatorischen Vorgaben zur nachhaltigen Kapitalanlage im Risikomanagement umsetzen lassen und welche besonderen Herausforderungen dafür bestehen.5

Fußnoten:

  1. 1 Vgl. BaFinJournal August 2018, Seite 32 f.
  2. 2 Vgl. Schwerpunkte der Versicherungsaufsicht.
  3. 3 Vgl. BaFinJournal Juli 2018, Seite 17 ff.
  4. 4 Zu den Ergebnissen der Branchenabfrage vgl. www.bafin.de/dok/11083362.
  5. 5 Vgl. BaFinJournal Juli 2018, Seite 17 f. und BaFinJournal Dezember 2018, Seite 11 f.

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