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Thema Fintech Insurtechs

Beitrag aus dem Jahresbericht 2016 der BaFin

In den Kernprozessen der Versicherungswirtschaft vollzieht sich durch die Digitalisierung bereits seit Jahrzehnten ein stetiger Wandel. Eine intensivierte Datenauswertung erlaubt zudem risikogerechtere Tarife und eine passgenauere Zielgruppenansprache.

Obwohl die Digitalisierung im Versicherungssektor bislang nicht sprunghaft verlaufen ist, befürchten viele Unternehmen eine zerstörerische (disruptive) Veränderung der Branche. Der Grund dafür sind Insurtechs1, eine Spezialform der Fintechs (siehe Infokasten „Häufige Fintech-Geschäftsmodelle“). Die innovativen Start-ups versuchen, sich mit Hilfe digitalisierter Prozesse im Markt zu etablieren und erhöhen dadurch die Dynamik, mit der die Digitalisierung der Versicherungsbranche voranschreitet.

Risiko, Innovation und Schnelligkeit

Start-ups zeichnen sich meist durch hohes unternehmerisches Risiko, Innovation und Schnelligkeit aus. Einige schaffen es, sich am Markt zu behaupten, andere scheitern und versuchen es zum Teil erneut. Diese Kultur des Wagnisses, des Ausprobierens, des Scheiterns und des Neuanfangs ist mit dem Versicherungsgeschäft schwer zu vereinbaren. In dessen Fokus steht der Versicherungsnehmer mit seinen versicherungsvertraglichen Ansprüchen, die auf einen langen Zeitraum ausgelegt sind.

Aus diesem Grund hat der Gesetzgeber hohe Anforderungen an die Zulassung von Versicherungsunternehmen geknüpft. Insurtechs gründen sich daher vor allem entlang der Wertschöpfungskette, wo sie nicht unter der Aufsicht der BaFin stehen.

Insurtechs unter Aufsicht

Wie bei dem Begriff „Fintechs“ existiert keine Legaldefinition vom Begriff „Insurtech“, so dass dieser unterschiedlich interpretiert wird und es keine einheitliche Angabe zur Zahl dieser Unternehmen gibt. Unter die Versicherungsaufsicht fallen Insurtechs, wenn sie als Risikoträger fungieren und damit einer Erlaubnis bedürfen. In der laufenden Aufsicht unterscheidet die BaFin nicht zwischen alteingesessenen Versicherungsunternehmen und Insurtechs. Für beide gilt allerdings – wie oben bereits ausgeführt – der Grundsatz der Proportionalität.

Druck auf die Etablierten

Der Auftritt der neuen Marktteilnehmer verlangt aufseiten der etablierten Versicherer unternehmerische Entscheidungen, zum Beispiel zu Investitionen in die Infrastruktur. Dabei müssen sie vorab sicherstellen, dass sie die Risiken der Entscheidung mit Blick auf die Risikotragfähigkeit steuern können.

Insurtechs können dazu beitragen, Transparenz und Wettbewerb im Sinne der Verbraucher zu fördern. Sie verstärken den Druck auf die etablierte Branche, ihre Prozesse, Systeme und Produkte zu optimieren. Diese Entwicklung kommt nicht nur dem Verbraucher zugute, sondern festigt langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität des deutschen Versicherungsmarkts.

Den Kernbereich des Versicherungsgeschäfts sieht die BaFin durch die neuen Anbieter am Markt nicht betroffen, denn versichern heißt langfristig mehr, als schnell und innovativ am Markt agieren zu können. Versicherung funktioniert auch im Zeitalter der Digitalisierung nur über einen sehr konventionellen Wert: Vertrauen.

Fußnoten:

  1. 1 Vgl. BaFinJournal Dezember 2016, Seite 16 f.

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